Berliner Slowenen rücken enger zusammen

■ Die in Berlin lebenden Slowenen betrachten mit Befremden die Reaktionen der EG und der USA auf die Krise in Jugoslawien/ Eine Krisengruppe soll Hilfe für ihre Landsleute in der Heimat organisieren

Berlin. Die Messen der slowenischen katholischen Mission sind voller geworden. Die nach eigenen Angaben rund 2.000 in Berlin lebenden Slowenen rücken seit Beginn der militärischen Auseinandersetzungen in Jugoslawien noch enger zusammen.

Die Slowenen, so gestern Vladislav Anzeljc, Vorstandsmitglied des Kultur-, Bildungs- und Sportvereins »Slowenija«, seien aber ohnehin »immer im eigenen Kreis geblieben«. Kontakte zu Serben, auch unangenehme, seien selten. Nach 20 Jahren Aufenthalt in Berlin betrachte man die Nationalitätenkonflikte anders als die in der Heimat lebenden Landsleute. »Wir gehen hier unserer Arbeit nach, das ist alles.«

Die meisten sind Ende der sechziger Jahre nach Berlin gekommen. Manch einer, so Anzeljc gestern, sei heute schockiert über den irrationalen Nationalismus in Jugoslawien. Es sei schwierig, den Kindern zu erklären, warum man die Großeltern in diesem Jahr nicht besuchen könne, man wolle den Haß zwischen den Nationalitäten nicht noch weiter schüren. Im übrigen dürfe man nicht alle Serben verteufeln, immerhin existiere bereits eine serbische Opposition.

Doch auch Anzeljcs Landsmann Marian Vrhovnik muß einräumen, daß sich seine langjährige Freundschaft zu zwei hier lebenden Serben erheblich abgekühlt habe. »Wenn ich sehe, was die Armee tut, kann ich den Serben keine Freundschaft mehr entgegenbringen.« Er sei in Jugoslawien geboren und habe sich auch immer als Jugoslawe gefühlt, »doch seit ein paar Tagen habe ich das Gefühl, daß »Jugoslawe« zu einem geschichtlichen Begriff geworden ist.«

Mit großem Befremden betrachten die hier lebenden Slowenen die Reaktionen der Europäischen Gemeinschaft und der Vereinigten Staaten auf die Krise in Jugoslawien. Westeuropa habe die Zentralregierung in Belgrad unterstützt und damit die Bemühungen Sloweniens, Jugoslawien in eine konföderative Gemeinschaft zu verwandeln, blockiert. »Auch Slowenien hat ein Recht auf Selbstbestimmung«.

Seit dem Wochenende halten die Slowenen am Pariser Platz rund um die Uhr eine Mahnwache zum Gedenken an ihre Verwandten und Freunde in der Heimat. Jeden Tag findet eine Messe statt. Am Mittwoch wurde unter Leitung der slowenischen katholischen Mission eine Krisengruppe gebildet, die Hilfe für die in Slowenien lebenden Landsleute organisieren soll. Die Ausländerbeauftragte Berlins habe den Slowenen bereits jede Unterstützung zugesichert maz

Zur Hilfe Sloweniens wurde bei der LB-Industriehandelsbank AG Frankfurt/Main ein Spendenkonto eröffnet. BLZ: 50030800, Konto. Nr. 9500-083, Kennwort: »Hilfe für Slowenien«.