Spitze! Mieten jetzt höher als in München

■ Westberliner Neubaumieten sind jetzt die teuersten in Deutschland/ München abgehängt/ Makler warnen vor Panikverkäufen in Bonn

Berlin. Da bleibt dem Münchner Yuppi vor Schreck die Auster im Hals stecken: Die Neubaumieten im Westteil von Berlin sind mittlerweile die teuersten in Deutschland. Beim Erstbezug von freifinanzierten Neubauwohnungen mit gutem Wohnwert sei Berlin am Vermieter-Eldorado München vorbeigezogen und liege jetzt an der Spitze der Tabelle, teilte der Ring Deutscher Makler (RDM) gestern in Hamburg mit.

Als Nettokaltmiete müßten an der Spree inzwischen 24 Mark pro Quadratmeter bezahlt werden, in München seien es 23,60 Mark, in Hamburg 20 Mark. An der Tabellenspitze stehe Berlin auch bei älteren Neubauwohnungen, die ab 1949 gebaut wurden. Sie seien mit 17 Mark je Quadratmeter ebenfalls teurer als in München mit 16,75 Mark. Bei den Altbauwohnungen halte sich Berlin dank der hier geltenden mietbegrenzenden Regelungen mit 7,40 Mark noch im Mittelfeld.

Die Berliner Makler wollten die Zahlen ihrer westdeutschen Kollegen gestern gar nicht wahrhaben. »Schlicht falsch« sei die Behauptung, daß auch die älteren Neubauwohnungen in Berlin bereits teurer seien, als in München. Der Mietspiegel lasse das gar nicht zu, meinte Willi Bendzko, einer der Großen der Branche. Beim Berliner Mieterverein sah man sich mit den RDM-Zahlen dagegen bestätigt. »Das ist das, was wir feststellen«, sagte Hauptgeschäftsführer Hartmann Vetter. »Exorbitante Mieten« von 20 bis 30 Mark würden häufig verlangt, obwohl der Mietspiegel es gar nicht zulasse. Sogar für Altbauten seien Mieten von über 20 Mark keine Seltenheit mehr. Rein theoretisch dürften die Hausbesitzer hier bei einer Neuvermietung maximal zehn Prozent aufschlagen, in der Praxis werde diese sogenannte Kappungsrenze aber häufig ignoriert oder mit juristischen Tricks umgangen, klagte Vetter.

»Noch mehr verschlimmern«, so Vetter, werde sich die Lage, wenn die Kappungsgrenze wie von der Bundesregierung geplant ab Anfang 1992 vollständig wegfalle. Dann könne »auf legalem Weg jede Miete genommen werden«. Anders als in westdeutschen Großstädten könne auch das Umland vorerst nichts zu einer Entspannung auf dem Wohnungsmarkt beitragen.

Der zuständige Abteilungsleiter in der Senatsbauverwaltung, Günter Fuderholz, verweist auf die jüngste Senatsinitiative, die Kappungsgrenze bei Neuvermietungen weiterhin zu erhalten. »Wie erfolgreich« diese Initiative in Bonn sein werde, »weiß ich nicht«, räumt der Abteilungsleiter gleichzeitig ein. Unnötig in die Höhe getrieben würden Mieten und Immobilienpreise in Berlin auch durch eine »übersteigerte Erwartungshaltung«, glaubt Fuderholz. Die entgegengesetzte Reaktion hat der RDM am Rhein beobachtet. Die Makler warnten die Bonner Hausbesitzer vor »Panikverkäufen«. hmt