Börsenaffäre nur Spitze des Eisbergs

■ Ein anonymer Leserbrief hatte die Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung ausgelöst

Frankfurt (dpa/vwd) — Die Frankfurter Börsenaffäre um möglichen Mißbrauch von Insiderwissen und Steuerhinterziehung weitet sich aus. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung gegen vier Personen, die zum Teil bei der Deutschen Bank beschäftigt sind. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Hubert Harth, bestätigte am Donnerstag, daß die Unterlagen bereits letzte Woche von der Steuerbehörde an die Justiz weitergegeben wurden. Aus Justizkreisen hieß es dazu, es gehe um eine „Riesenaffäre“, bei der nur die Spitze des Eisberges sichtbar sei. Neben den Börsenhändlern der Deutschen Bank seien noch eine Reihe anderer Personen „im Visier“. Fraglich sei jedoch, inwieweit die Geschäftspraktiken strafrechtlich zu verfolgen seien.

Ein anonymer Leserbrief, der im Börseninformationsdienst 'Effecten-Spiegel‘ abgedruckt worden war, hatte den Stein ins Rollen gebracht. Darin wurde mehreren leitenden Mitarbeitern der Börsenabteilung der Deutschen Bank sowie einem Fernseh-Journalisten vorgeworfen, ihren Wissensvorsprung ausgenutzt und Geschäfte auf eigene Kasse und am Finanzamt vorbei gemacht zu haben. Erst nachdem die Steuerfahndung und die Insider- Kommission der Börse aktiv geworden waren, zog die Deutsche Bank Konsequenzen. Sie beurlaubte ihren Abteilungsleiter im Optionshandel, Manfred Mertens, wies aber Verstösse gegen die Richtlinien zurück.