UN: „Beunruhigende Militäraktivitäten“

Genf (afp/dpa) — Die Vereinten Nationen haben im Süden des Irak „beunruhigende“ Aktivitäten des Militärs registriert. Eine UN-Delegation, die gerade aus der Region zurückgekehrt sei, habe ein alarmierendes Bild der Lage gezeichnet, sagte ein Sprecher am Mittwoch in Genf. Die Delegation habe allein 34 Militärsperren passieren müssen, um in die Region zu gelangen. Den in den südirakischen Sümpfen lebenden Menschen drohen nach Angaben der Delegation angesichts der hohen Temperaturen und des verseuchten Wassers Hunger und Krankheiten. Der Iran hattte dem Irak mehrfach vorgeworfen, er wolle den Schiiten, die sich in die ausgedehnten Sumpfgebiete geflüchtet haben, ein ähnliches Schicksal bereiten, wie den Kurden. Angesichts der beunruhigenden Berichte kündigte die UNO an, daß der Beauftragte für humanitäre Fragen, Prinz Sadruddin Aga Khan, sich zu einer Sondermission in die Region begeben werde. Die USA und eine erste Mission der UNO hatten die Berichte aus Teheran über ein Massaker im Juni zurückgewiesen.

Medizinische Versorgung katastrophal

Fürth (dpa) — Nach Einschätzung der Aktionsgemeinschaft „Direkte Hilfe für die notleidende Zivilbevölkerung im Irak“ werden bis zu 160.000 irakische Kinder in diesem Sommer infolge des Golfkrieges an Unternährung, Diarrhöe oder Typhus sterben. Die medizinische Versorgung im Irak sei katastrophal, sagte Falah Wajdi, Repräsentant des irakischen Roten Halbmonds in der Bundesrepublik und Mitarbeiter der Aktionsgemeinschaft am Mittwoch in Fürth vor der Presse. Etwa 70 Prozent der Krankenhäuser und Gesundheitszentren im Süden Iraks seien zerstört. „Die Versorgung von Verletzten oder Kranken ist praktisch unmöglich“, berichtete Wajdi.

„Die Patienten liegen in halbzerbombten oder ausgeplünderten Kliniken bei einer Außentemperatur von 55 Grad Hitze. Die Klimaanlagen sind kaputt und dort, wo sie noch funktionieren, sind die Fensterscheiben zerbrochen.“ Neben wichtigen Medikamenten und medizinischen Instrumenten fehle es an einfachsten Alltagsdingen, wie Waschmittel für die Klinikbetten oder Hygienehandschuhe für den operierenden Arzt. Da die Wasserleitungen vielerorts unterbrochen seien, schöpften die Menschen Wasser aus verschmutzten Flüssen oder Pfützen. Die Folge seien schlimme Magen- und Darminfektionen.

Hilfe leistet die Gemeinschaft zur Zeit in Amara im Süd-Irak. Mit gecharterten Tankfahrzeugen wird sauberes Wasser in die Region gebracht. Die monatlich rund zehn Millionen Liter versorgen etwa 300.000 Menschen. Die Kosten von 17.000 Mark pro Monat werden aus Spenden finanziert.