Die Karriere nach der Karriere

Wenn die Karriere erst einmal vorbei ist, kann man sich endlich beruhigt aufs Geldverdienen konzentrieren. Im Schnitt 50.000 Dollar ist Veranstaltern eine Rede der früheren britischen Premierministerin Margaret Thatcher wert, das behauptet zumindest die Zeitung 'Sunday Telegraph‘. Dies sei auch der Tarif von Ex-US-Präsident Ronald Reagan, der unmittelbar nach dem Ausscheiden aus seinem Amt sogar noch wesentlich höhere Honorare kassiert hatte. Die eiserne Maggie erhielt für ihre jüngste Vortragsreihe durch die USA insgesamt 425.000 Dollar. Damit hat sie in nur einer Woche mehr verdient als in ihren letzten zwei Jahren in der Downing Street. In New York zum Beispiel hatten 1.700 Geschäftsleute jeweils 150 Dollar Eintritt für ein Mittagessen im „Economic Club“ gezahlt, wo Maggie eine Rede hielt. Das Frühstück mit George Bush sei hingegen „wahrscheinlich kostenlos“ gewesen, hänselte das Blatt. Maggies Einnahmen sollen angeblich in eine „Thatcher-Stiftung“ fließen. Aus „technischen Gründen“ geht das Geld vorerst aber noch an Frau Thatcher selbst, zitierte die Zeitung aus der Umgebung der Ex-Regierungschefin.

Der amerikanische General Norman Schwarzkopf, Oberbefehlshaber der Alliierten Truppen am Golf, ist ebenfalls gut im Geschäft. Er kassiert zur Zeit etwa 60.000 Dollar für einen Auftritt. Da ist aber natürlich noch mehr drin. Er könnte zum Beispiel ein Buch schreiben. Das hat auch eine andere berühmte Kriegerin gemacht.

Die ehemalige nordkoreanische Terroristin Kim Hyon Hui hatte 1987 eine südkoreanische Verkehrsmaschine mit 115 Passagieren und Besatzungsmitgliedern an Bord in die Luft gesprengt. Alle Menschen kamen ums Leben. Nach ihrer Festnahme bekannte sie sich zu dem Attentat und sagte aus, im Auftrag des kommunistischen Nordens gehandelt zu haben. Sie wurde zum Tode verurteilt, 1990 jedoch von Präsident Roh Tae Woo begnadigt. Seitdem lebt die zum baptistischen Glauben konvertierte Ex-Agentin Nordkoreas aus Sicherheitsgründen an einem streng geheimen Ort in Seoul.

Letzten Monat kamen nun ihre 700 Seiten starken Memoiren auf den Markt. Der wunderbare Titel: Jetzt möchte ich als Frau leben. Wie sie das anstellen will, wurde inzwischen auch bekannt. Seit kurzem arbeitet sie für den südkoreanischen Geheimdienst. Dort ist Kim als Assistentin für die antikommunistische Abteilung der Staatsschützer tätig. Karl Wegmann