Summer in the City

■ Autobahn gesperrt: Fahrbahndecke rollt sich auf / DRK zufrieden: Statt Sonnen- nur Bienenstiche / Schwimmbäder voll

Warm — wärmer — Bremen an diesem Wochenende: ungetrübter Sommergenuß allenthalben, ein jeder läßt sich die Sonne auf den Pelz brennen. Zeitweise kletterten die Temperaturen auf über 30 Grad im Schatten. Ein bißchen zuviel Sonne haben damit die Autobahnen in Bremen und umzu abgekriegt: dort pellt sich nämlich der Straßenbelag aus seinem Bett. Besonders schlimm hat es die A 27 in Richtung Bremen erwischt; zwischen Bremerhaven-Fischereihafen und Nesse richtete die Autobahnmeisterei am Samstag eine Vollsperrung ein, die auch noch ein paar Tage andauern wird. Der Grund: Die 5 Meter langen Betonplatten mit einem Innenleben aus Eisen haben sich durch die Hitze so weit ausgedehnt, daß sie sich an ihren Fugen 30 bis 40 Zentimeter nach oben wölben. „Ein Kleinkind könnte durch diesen Tunnel durchkriechen“, meinte ein Mitarbeiter der Autobahnmeisterei dazu.

Alle Hände voll zu tun hatten auch die Streckenposten an der A 1 hinter Delmenhorst. Hier lösten sich durch die Wärme kleinere Teile aus der Fahrbahn. „Mit vier Fahrzeugen haben wir am Wochenende dauernd provisorisch ausgebessert“, erzählt Autobahnbetreuer Gavor. Nicht zum ersten Mal wird es der Piste zu heiß, aber: „Für eine Erneuerung der alten Platten ist kein Geld da.“ Wie wohl in südlicheren Gefilden der Beton in den Griff zu kriegen ist?

Wem die Wärmezufuhr während des Tages immer noch nicht gereicht hat, der konnte sich am Samstag nach Sonnenuntergang weiter aufheizen: bei der Karibischen Nacht vorm Cafe Engel. Und das taten denn auch ungefähr 5000 bis 6000 Leute, der Platz war hoffnungslos überfüllt. Über das echt-deutsche Kopfsteinpflaster vom Ostertorsteinweg waren Sandpfade aufgehäuft, Hawaiicocktails wurden gemixt und Karibikpfannen gerührt. Bei Sambaklängen wippten Hunderte über den sandigen Traumpfad. Mallorca wurde schnell vergessen.

Unsanft auf den Boden der Realität zurückgeholt wurden die Gäste aber Punkt Mitternacht. Schluß, aus und vorbei: Anwohner wollen nicht belästigt werden. Sperrstunde. Bremen liegt der Nordsee halt doch näher als der Karibik ...

Des Morgens gut erholt stürzten sich die Massen ins kühle Naß der Schwimmbäder. In jeder Ansammlung von H2O, die über Kniehöhe reichte, wimmelte es am Wochenende von Menschen. Eine Kassiererin im Waller Seebad zum Betrieb: „Grausam.“ Ob im Stadionbad oder im Schloßpark, im Heidbergbad oder in Blumenthal: Weitere Auskünfte verhinderte jedesmal die Schlange an der Kasse. Nur soviel: Bei ca. 23 Grad Wassertemperatur ließ sich der Spargeleffekt so richtig genießen.

Was an diesem Wochenende fehlte: dem Rettungsdienst des Roten Kreuzes der Streß. Zum Glück. Obwohl gerade bei alten Leuten der Kreislauf bei der Hitze oft nicht mitspielt, waren Sanitäter und Ärzte nicht mehr gefragt als sonst. Das einzige, womit Menschen vermehrt zu Patienten wurden, waren Bienenstiche. Deren Verursacher fühlen sich bei hitzigem Wetter offensichtlich auch ganz wohl.

Die angekündigte Gewitterstörung ließ gestern zwar auf sich warten, kann aber heute Nachmittag und Abend noch kommen. Erstmal wird es sonnig und warm: 27 bis 30 Grad. Und zunehmend schwül. Was heißt: Wer sich von A nach B aus eigener Körperkraft bewegen will, verstärke schon mal die Wäscheleine — zwecks Hängen auf dieselbe. Denn egal ob die Feuchtigkeit von außen oder von innen kommen wird: Trocknung tut not. Susanne Kaiser