Illegale Potenzhilfen

Die US-Amerikaner haben im vergangenen Jahr 40 bis 50 Milliarden Dollar für illegale Drogen ausgegeben. Die Zahl sei allerdings rückläufig, beruhigte der oberste Drogenbekämpfer der US-Regierung, Robert Martinez, die Besucher einer Konferenz über Rauschgiftbekämpfung in Washington. Wie seine Behörde herausgefunden haben will, ist die Zahl der Drogenkonsumenten von 23 Millionen im Jahre 1985 auf 13 Millionen zurückgegangen. Zur gleichen Zeit wurde eine Studie veröffentlicht, die vor dem blühenden Rauschgifthandel auf offener Straße warnte. Die Polizei in den 17 größten Städten der USA habe rund 1.500 sogenannte Freiluftmärkte festgestellt. Die Situation werde schlechter oder zumindest nicht besser, hieß es.

Während die Amerikaner sich ihr Geld in die Lunge oder in die Nase ziehen, stopfen es asiatische Männer in die Hose. Viele Asiaten sind ganz scharf auf potenzsteigernde Pülverchen. So staunten die Zöllner im lothringischen Thionville nicht schlecht, als sie im Reisegepäck eines Chinesen 49 getrocknete Tigerpenisse fanden. In acht Präsentierkoffern hatte der Mann neben den Tigergeschlechtsorganen, die unter das Washingtoner Artenschutzabkommen fallen, noch diverse andere Aphrodisiaka, wie Hirschgeweih- und Ginsengpulver dabei.

In Thailand gibt es etliche Restaurants, die sich umd die Gaumenfreuden der Potenzmittelfanatiker kümmern. Tigerpenis, Schlangen- oder Bärengalle sowie geriebenes Horn aller Art und Herkunft stehen auf der Speisekarte. Die Nachfrage ist groß, das Angebot knapp. Hilfe tut Not, dachte sich wohl Vorapoj Harnsawat, jüngere Bruder des ehemaligen thailändischen Premiers Chucheep Harnsawat. Er versprach dieser Art von Schlemmerlokalen Nachschub. Auf seiner Farm für Wildtiere spezialisierte er sich auf die Aufzucht artgeschützter Potenzgaranten und belieferte mit den begehrten Teilen einschlägige Restaurants.

Die thailändische Polizei durchsuchte die Farm in der Nähe von Bangkok am Donnerstag und am Freitag wurde Vorapoj verhaftet. Ihn erwartet jetzt eine Anklage wegen Verstoßes gegen die Natur- und Artenschutzbestimmungen des Landes. Falls der Potenzfarmer für schuldig befunden wird, drohen im umgerechnet etwa 800 Dollar Geld- oder zwei Jahre Haftstrafe. Ein Klacks gegen die Strafe für die Restaurantbesitzer und ihre Gourmets. Denn jetzt wird in Bangkok der Preis für einen Tigerpenis in Erdnußsoße wieder in astonomische Höhen klettern. Karl Wegmann