INDERGALERIEACUD

DERKUNST-TIP  ■  VIER PETERSBURGER KÜNSTLER

Vier Künstler aus St.Petersburg — das sind Marina Alexejewa, Elena Smirnowa, Nikolaj Bojarschinow und Franz Rotwald. Sie haben vor einem Jahr schon einmal in der Galerie ACUD — damals noch in der Rykestraße — ausgestellt. Aus der damaligen Beigeisterung von Galeristen und Besuchern erwuchs die Idee für die heutige Ausstellung. Und so wie Städte ihre Namen ändern, haben die Künstler zum Teil die Genres gewechselt — Zeit, Ort und der eigenen Intuition entsprechend. Das Spektrum reicht vom traditionellen Tafelbild über Objektcollagen zu skulpturalen Arbeiten mit Teig.

Den sommerlichen Temperaturen entgegenkommend, beginnt die Ausstellung schon auf dem Hof zum alternativen Kunstverein ACUD. Das, was zuvor den Blick verstellte — Brandmauer, Baugerät, Müllcontainer — wurde von Alexejewa und Rotwald zugleich als Bildträger verwendet. Die Idee, ganze Bild- Räume zu bauen, konnte leider nicht realisiert werden, da ein Teil der Arbeiten verspätet eintraf.

Auf bestehende Umstände und Materialien zu reagieren, zeichnet besonders die künstlerische Haltung Franz Rotwalds aus. Das, womit die Stadt ihre Fassade schminkt, der alltägliche Ausstoß an visuellen Informationen verschiedenster Art, taucht in seinen Collagen wieder auf. Es wird für ihn Ausgangsmaterial für die Erschaffung neuer Konstellationen von Dingen und Menschen. Und den aus der schönen, aber leeren Werbeinszenierung transformierten Gestalten wohnt erneut ein Geheimnis inne.

Die Bilder Marina Alexejewas kreisen um die Ur-Themen der Menschheit, um Kampf und Verrat und die wunderbare Fruchtbarkeit und Schönheit der Natur. Diese Gegensätze werden zum Moment höchster Erregung in eine spannungsgeladene Ruhe geführt.

Anders bei Lena Smirnowa. Ihre Bilder führen in die befreite Welt von Natur und Kreatur. Die zur Abstraktion tendierenden Formen werden mit dem ausgewogenen Klang der Farben zum Zustand innerer Harmonie gebracht.

Die Malerei Nikolaj Bojarschinows vereint sinnliches Erleben mit experimenteller Lust. Seine Landschaften öffnen mitunter das Reich des Phantastischen.

Die Ausstellung ist der Versuch, kulturellen Austausch auf nicht-institutioneller Ebene zu realisieren. So haben keine reichen Sponsoren das Projekt befördert. Das Zustandekommen ist der Hilfe vieler Freunde sowohl in Berlin als in Petersburg und der Künstler selbst zu danken. Sie ist ein kleiner Schritt auf dem Weg der Annäherung. J.Reuter

TÄGL.16-20UHR,VETERANENSTR.21,1054