Wer oder wen frist der Buckau-Wolf

Das einstige Magdeburger Schwermaschinenkombinat Karl Liebknecht sieht keine Alternative zum ehemaligen Hauptabnehmer Sowjetunion/ Noch nicht übern Berg aber einen Berg an Arbeit geschafft  ■ Von Klaus Blume

Magdeburg. Man sei noch nicht „über den Berg“, habe aber „einen gewaltigen Berg an Arbeit gepackt“. So schätzt Lutz Modes, Vorstandsvorsitzender der SKL Motoren- und Systemtechnik AG (Magdeburg), die Lage des Schiffsdieselmotorenbauers nach einem Jahr Währungsunion ein. Für das einstige Schwermaschinenbaukombinat „Karl Liebknecht“, das vor dem Zweiten Weltkrieg weit über die Maschinenbaustadt Magdeburg hinaus unter dem Namen „Buckau-Wolf“ bekannt war, gibt es weiterhin keine Alternative zum bisherigen Hauptkunden Sowjetunion, dessen Anteil am Umsatz nur in Grenzen gesenkt werden könne. Modes äußerte die Hoffnung, daß sich Krupp möglichst bald für eine Übernahme von SKL und dessen Fusion mit der Krupp-Tochter MAK GmbH (Kiel) entscheide. Mit MAK habe man bisher bei der Entwicklung von Motoren zusammengearbeitet und die MAK-Erfahrungen im Vertrieb genutzt.

„Wir sind keine Konkurrenz, sondern ergänzen uns“, sagte Modes. MAK baue Motoren einer höheren Leistungsklasse. Die Kieler seien aus Magdeburger Sicht der „Vorzugspartner.“ Es sei nötig, daß Krupp sich „in zwei bis drei Monaten definitiv entscheidet“.

Nach der Währungsunion hatte SKL laut Modes einen 30prozentigen Produktionsrückgang, da der Schiffbau in der ehemaligen DDR zurückgegangen sei und der Hauptkunde Sowjetunion „viel Bedarf aber wenig Geld“ habe. Es gab 1991 nur wenige Verträge mit dem Inland und Indonesien mit einem Auftragsvolumen von 60 Millionen D-Mark. Erst Ende Mai konnten lange geplante Lieferung an die UdSSR in Höhe von 209 Millionen D-Mark dank einer Hermes-Bürgschaft vertraglich festgemacht werden. Gegenwärtig habe man im Dieselmotoren- und Apparatebau einen Auftragsbestand von 300 Millionen D-Mark und Optionen in Höhe von 45 Millionen D-Mark; 1992 hoffe man, aus den roten Zahlen herauszukommen.

Bis dahin wird sich SKL jedoch noch von weiteren Mitarbeitern trennen müssen, nachdem zum 30. Juni noch einmal 983 Beschäftigten gekündigt worden war. Von 8.000 Mitarbeitern am 1. Juli 1990 zählt das Stammhaus jetzt nur noch 4.950, doch können laut Modes nach der zu erwartenden Auftragslage dauerhaft nur 2.700 Menschen bei SKL in Magdeburg in Lohn und Brot stehen. Wenn es nicht gelinge, im kommenden Jahr einen durchschnitllichen Umsatz von 200.000 D-Mark pro Mitarbeiter zu erzielen, könne die Gewinnzone nicht erreicht werden. Als Erfolg wertet es der frühere Kombinatsdirektor, daß im Jahr nach der Währungsunion die Kosten um 110 Millionen D-Mark gesenkt werden konnten. Die Fertigungstiefe wurde deutlich verringert und die innerbetrieblich Logistik verbessert. Die Produktpalette wird von sechs auf drei Motorentypen reduziert. Am 20. Juni trennte sich SKL außerdem von acht seiner bisherigen Töchter. Jetzt sei man dabei, die Aufträge für 1992 zu sichern.

„Wenn ich wieder einen Umsatz von mindestens 300 Millionen D-Mark fürs nächste Jahr sichere, blicke ich in eine ganz gesunde Zukunft“, sagt Modes. In den westlichen Ländern will SKL seinen Markt ausbauen, in den Entwicklungsländern halten. Der Anteil der Sowjetunion kann nach Ansicht von Modes von früher 75 allenfalls auf 50 Prozent gesenkt werden: „Ohne die SU wird es keinen SKL-Motorenbau geben.“ dpa