Die Philippinen in der bösen Vulkanzange

Manila (dpa) — Außer dem pausenlos von seismischen Beben erschütterten und zwölf Kilometer hohe Aschewolken spuckenden Mount Pinatubo droht jetzt auch ein zweiter aktiver philippinischer Vulkan auszubrechen. Der 60 Kilometer südlich Manilas in einem See liegende Taal- Vulkan löst mit seinem seit März ununterbrochenen Rumoren bei Wissenschaftlern und der Bevölkerung Furcht vor einer Eruption aus. An dem 100 Kilometer nordwestlich der philippinischen Hauptstadt stehenden Pinatubo wurden von Sonntag bis Montag 357 vulkanische Beben registriert. In dieser 24-Stunden- Phase schleuderte der Vulkan Asche- und Rauchwolken zehn bis zwölf Kilometer in die Luft. Am Montag fiel aus einem finsteren Morgenhimmel Asche auf die Orte Iba, Cabangan und Botolan in der Provinz Zambales. Die hohe Zahl der vulkanischen Beben, sagte der Vulkanologe July Sabit, könnte das Vorspiel eines neuen, mächtigen Ausbruchs sein. Der am 9. Juni erstmals nach 611 Jahren der Ruhe erwachte Pinatubo hat seitdem in den Notstandsprovinzen Pampanga, Tarlac und Zambales Zehntausende von Hektar Land mit Vulkanasche bedeckt und rund 80.000 Häuser zerstört. Mindestens 350 Menschen starben. Sabit nannte auch gestern das Verhalten des Pinatubo „kritisch“. Doch es sei unmöglich, mit Bestimmtheit einen neuen Ausbruch vorauszusagen. Finanzminister Jesus Estanislao schätzt die Wiederaufbaukosten auf umgerechnet fast eine Milliarde Mark. Über 100.000 obdachlos gewordene Menschen fristen unverändert ein karges Leben in Evakuierungszentren, in denen die Lebensmittel zur Neige gehen. Im Gegensatz zum Pinatubo brach der Taal- Vulkan in diesem Jahrhundert bereits elfmal aus, zuletzt vor 14 Jahren. Beim schlimmsten Ausbruch dieses knapp 400 Meter hohen Vulkans starben 1911 nach Überlieferungen 1.134 Menschen. Der Chefvulkanologe Raymundo Punongbayan warf der Regierung vor, sie sei trotz der potentiellen Erdbebengefahr und der unvermeidlichen Taifune nicht auf Naturkatastrophen vorbereitet. Der Mangel an Räumgeräten zur Beseitigung gewaltiger Vulkanschlammpfropfen in den Flüssen wurde von Verteidigungsminister Fidel Ramos beklagt. Von 19 mit Vulkanschlamm durchsetzten Flüssen geht in Pampanga, Tarlac und Zambales eine Hochwassergefahr für die Bevölkerung aus. Ramos forderte zehn Millionen Sandsäcke für den Bau von Schutzdeichen. In Porac in Pampanga wurden Tausende von Menschen evakuiert.