Stockfinster

■ Die morgige Sonnenfinsternis verdunkelt den Tag nur in Mittelamerika und Brasilien

Wenn am Tageshimmel plötzlich die Sonne verschwindet und die Sterne aufleuchten, geraten Naturvölker in Panik und Tiere begeben sich vorzeitig zur Nachtruhe. Morgen, am 11. Juli 1991, ist es wieder soweit: Zwischen Hawaii, Mexiko, Mittelamerika und Brasilien wird es am hellerlichten Tage für maximal sechs Stunden und 58,1 Sekunden total finster sein.

Sonnen- und Mondfinsternisse treten immer dann auf, wenn sich die drei Himmelskörper Sonne, Erde und Mond auf einer Linie befinden. Wenn die Erde bei Vollmond genau zwischen Sonne und Mond steht, verdunkelt sich unser Planet. Diese Finsternis kann von jedem Punkt der Nachtseite aus gesehen werden. Schiebt sich dagegen der kleine Mond bei Neumond vor die Sonne, kann die Finsternis nur von wenigen Stellen der Erde aus beobachtet werden. Mit fast sieben Minuten Dunkelheit in der Kernzone dauert die morgige Finsternis extrem lange — eine der längsten in unserem Jahrhundert überhaupt.

Im Zeitalter der Satelliten und moderner Teleskope, die jederzeit mittels technischer Raffinessen ihre eigene Sonnenfinsternis erzeugen können, reißen solche Naturschauspiele Wissenschafler kaum noch vom Hocker. Auch die Vorhersage von Sonnen- und auch Mondfinsternissen bereitet den Astrnomenen schon seit Jahrtausenden keine Probleme mehr. Vor 4.000 Jahren kostete eine falsche Prophezeiung zwei chinesische Hofastronomen den Kopf. Nicht nur die Chinesen haben uralte Aufzeichungen über Sonnenfinsternisse. Auch die Priesterastronomen der Babylonier und Chaldäer waren spätestens seit 747 v. Chr. bestens über den Lauf der Sonne informiert. Am bekanntesten ist die Verdunkelung der Sonne beim Kreuztode Christi.

Ein Höhepunkt für die Wissenschaft war die Sonnenfinsternis vom 29. Mai 1919, mit deren Hilfe die Relativitätstheorie Albert Einsteins glanzvoll bestätigt wurde. Einstein selbst hatte ein solches Ereignis zur Überprüfung seiner Vorstellungen vorgeschlagen.

Die 1915 veröffentlichte Theorie besagt unter anderem, daß massereiche Körper, wie etwa die Sonne, das Licht entfernter Sterne ablenkt. Physiker bezeichnen dieses Phänomen als Raumkrümmung.

Die letzten großen Erkenntnisse, die Sonnenfinsternisse über die wahre Natur unseres Wärme- und Lichtspenders lieferten, stammen aus dem Jahre 1970.

Am 7. März sahen die Astronomen um die verdunkelte Sonne einen Strahlenkranz aufleuchten. Die Existenz einer solchen Korona war zwar schon länger bekannt, jetzt aber entdeckten die Späher eine auffällige Lücke in der Nähe der Sonnenpole. Durch diese Gasse kann der sogenannte Sonnenwind entweichen, eine Teilchenstrahlung, die auf der Erde Funkstörungen, aber auch Polarlichter erzeugen kann. dpa/taz