Der Schatz und der Drachen

■ Das unscheinbare Amtsgericht hütet ein kostbares Parkgeheimnis

Das größte Rätsel im Tempel der JustitiaFoto: Tristan Vankann

Wer spricht noch von den Rätseln der Pyramiden, wenn er erst das Mysterium des Bremer Amtsgerichtes kennt. Sieben Stockwerke reckt es sich in den Himmel (sieben, die heilige Zahl der Kabbala), L-förmig schlingt es sich um die Ostertorstraße (L für Labyrinth? ), zwei Eingänge (A und B, die ersten Buchstaben des Alphabetes!) schlucken tagtäglich die Menschenmassen, die wie die Eloys des H.G. Wells willenlos in den Gängen zu den Verhandlungssälen verschwinden, wenn die Ladung geschlagen hat.

Das größte Rätsel im Tempel der undurchdringlichen Justitia

Hierhin bitte den

Parkplatz von oben

liegt jedoch in ihrem Hinterhof vergraben, ach was, es vollzieht sich bei Tage unermüdlich auf dem Parkplatz während der gleitenden Arbeitszeit ab 15.00 Uhr. Wie kann das Auto auf Parkplatz 5 (fünf Finger hat die Hand!) verschwinden, wenn es seinen acht- Stunden Tag (acht, die Zahl der Weltwunder) erledigt hat, nach welchen geheimnisvollen Ritualen vollzieht sich der Feierabendverkehr hinter dem Rücken Justitas? Ja, was passiert eigentlich,

wenn die Plätze 19 (Primzahl, oh Gott!), 20 und NOT (Lesen Sie das Wort einmal rückwärts!) auch noch besetzt sind? Wie verläßt man 8a (Drehen Sie auch diese Kombination um: A 8 ist die Position des schwarzen Turmes beim Schach!), wenn 16 und 42 (dreimal 16 ist 42!) besetzt sind?

Natürlich hütet man im Hause das Geheimnis. Der Wächter der Posteingangsstelle verweist mürrsich in den 7. Stock (!), dem Ort der Verwaltung. Dort haust Geschäftsleiter Hermann Bartels und hütet mit seinem schrecklichen Drachen der Hausverwaltung, Sigrid Never, das Geheimnis des Parkplatzes. Hierselbst, über den Köpfen aller Richter und Staatsanwälte, werden die Parkplatznummern ausgegeben und die Unerfahrenen mit den strengen Riten des Parkens vertraut gemacht.

„Wenn Sie etwas über den Parkplatz wissen wollen, müssen sie eine schriftliche Genehmigung des Präsidenten einholen“, wird dem eindringenden Journalisten zugeraunt. Der Präsident des Amtsgerichtes sitzt im Zimmer gegenüber. „Nein, den können Sie nicht sprechen. Der ist zwar da, aber ohne Termin geht es nicht“, wispert der Drache der Hausverwaltung. Kein Frage, hinter dieser unscheinbaren Furniertür des Zimmers 752 beim Bremer Amtsgericht liegt der Schlüssel zur heiligen Schublade, dessen Rätsel es zu ergründen gilt.

Was helfen schon Gerüchte, die von verschiebbaren Autos mit ausgekuppelten Getrieben munkeln, was nutzt der Hinweis auf hausinterne Telefonnummern, die sich auf unsichtbaren Parkscheiben unter den Scheibenwischern befinden? Gegen die Wächter der Verwaltung und ihre Ungeheuer ist kein Kraut gewachsen. mad