Tausende müssen mit Schulden leben lernen

■ Verein Schuldenberatung will Berater beraten

Mindestens 13.000 Haushalte im Land Bremen sind mit Krediten, Ratenkäufen, Mietrückständen so sehr überschuldet, daß sie aus eigener Kraft den Schuldenberg nicht abtragen können. Doch nur ein Drittel der Betroffenen geht überhaupt zu einer der Beratungsstellen, die ihnen Wege aus der Krise anbieten, ihnen bei der Schuldenregulierung helfen können: „Viele versprechen sich keine Hilfe von dem Angebot oder wissen von den langen Wartezeiten“, berichtete Maja Heiner von der bremischen Straffälligenbetreuung und Vorsitzende des neu gegründeten „Fördervereins Schuldenberatung“ gestern der Presse. Doch nur in fünf bis zehn Prozent der Fällen komme überhaupt eine Regulierung in Frage. „Die anderen müssen lernen, mit dem Schuldenbeg zu leben“, sagte Heiner.

Seit über zwei Jahren quälte sich Bremen mit einem Konzept für eine zentrale Schuldnerberatung ab. Vor einem Jahr wurde schließlich von der Bürgerschaft beschlossen, eine Koordinierungsstelle für alle vorhandenen, meist zielgruppenorientierten und ABM-finanzierten Beratungsstellen einzurichten. Träger sollte ein Verein aller Beteiligten werden. Nach heftigen Debatten und Streitereien, in denen sich letztlich einzelne Verbände die zur Disposition stehenden anderthalb Stellen sichern wollten, stellte sich gestern der neu gegründete Verein vor.

„Unser Konzept umfaßt die Beratung der Berater, um sie dezentral zu stärken“, erklärte die Vereinsvorsitzende Maja Heiner. Hierzu wird der Verein z.B. über den Einsatz von EDV die Kredite nachrechnen, von denen ein Schuldner meist sieben oder acht, manchmal auch 15, gleichzeitig abzuwickeln hat.

Zur Ablösung der Schulden wird über den Verein ein Regulierungsfond von 250.000 Mark eingerichtet. Damit kann der Verein über entsprechende Bürgschaften des Landes Kredite für die Ablösung der Schulden vergeben. Je nachdem, wie sicher die Gläubiger sich der Restzahlungen sind, können die Berater bis zu 80 Prozent der Schulden ablösen.

Sinnvoll ist es dabei, daß mit den Banken und Gläubigern einheitliche Ablösesummen ausgehandelt werden. Dies zu koordinieren, hier Leitlinien zu entwickeln ist eine weitere Aufgabe des Vereins. Er übernimmt außerdem die Fortbildung und Qualifizierung der Schuldnerberater. „All das ist aber nur ein erster Schritt“, betonen die Vereinsmitglieder. „Langfristig muß die Beratungskapazität gestärkt werden. Stellen müssen her.“ ra