: Die Tram soll durchs Märkische Viertel fahren
■ Bündnis 90/ Grüne legen entsprechenden Antrag im Abgeordnetenhaus vor/ Verlängerung der Ostlinie 22
Berlin Eine neue Straßenbahnlinie soll das Verkehrsnetz zugunsten des Märkischen Viertels verbessern. So sieht es ein Antrag von Bündnis 90/ Grüne/ UFV vor, der gestern im Abgeordnetenhaus eingereicht wurde. Wie der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion, Michael Cramer, auf einer Pressekonferenz erläuterte, müsse hierfür die bisher im Ostberliner Stadtteil Rosenthal endende Linie 22 ins Märkische Viertel verlängert werden. Von dort aus soll dann eine etwa dreieinhalb Kilometer lange Straßenbahnstrecke über den Wilhelmsruher Damm bis zum Rathaus Reinickendorf führen. Außerdem, so Cramer, setze sich seine Fraktion dafür ein, eine vom Wilhelmsruher Damm abzweigende Strecke als eingleisige Schleife durch den Senftenberger Ring zu legen. Mit dieser Lösung wären dann ungefähr 80 Prozent der Einwohner direkt an das Schienennetz angeschlossen.
Cramer wies auch auf die Kosten hin: Mit Investitionen in Höhe von 40 bis 60 Millionen Mark sei die Straßenbahn weitaus billiger als die ins Märkische Viertel geplante Verlängerung der U-Bahn-Linie 8. Sie würde „mindestens 250 Millionen“ verschlingen. Zudem werde sie erst im Jahr 2000 in Betrieb gehen, während die Straßenbahn schon 1994 fahren könnte. Cramer forderte den Senat auf, die dafür notwendigen Planfeststellungsverfahren bis spätestens Dezember 1991 einzuleiten. Er kristisierte, daß ein im April von seiner Fraktion beantragtes Planfeststellungsverfahren für die Verlängerung der Straßenbahnlinien 3 (Bösebrücke zum U-Bahnhof Osloer Straße) und 4 (Sandkrugbrücke zum S-Bahnhof Lehrter Bahnhof) noch immer nicht behandelt worden sei.
Um das Ostberliner Straßenbahnnetz zu entlasten, soll nach Cramers Ansicht der Senat unverzüglich Tatra-Wagen einsetzen. Diese seien noch zu DDR-Zeiten in der Tschecheslowakei bestellt worden und könnten einen Teil der völlig veralteten „Rekonstruktionsfahrzeuge“ aus der Nachkriegszeit ersetzen. Cramer bemängelte überdies die Vorliebe des Senats für den Ausbau des Straßennetzes. sev
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