Franz-„Jesus“ Alt und die Alimente

■ Der Moralapostel und Journalist bei „Report“ wurde von der eigenen Vergangenheit eingeholt

„Jesus hat auch eine vernünftige Einstellung zur ehelichen Treue. Vielleicht muß man sich erst — wie ich — in einer typischen Midlife-Crisis Herzrhythmusstörungen einhandeln, um auch in diesem Punkt Jesus ernst zu nehmen. Der neue Mann Jesus schlägt nicht gesetzliche Treue, sondern liebende Treue vor — Treue aus innerer männlicher Haltung zur geliebten Partnerin, was umgekehrt auch für die Partnerin gilt.“ (Aus „Jesus — der erste neue Mann“ von Franz Alt)

Berlin (taz) — Und noch ein Zitat: „Alles Verdrängte drängt aber irgendwann ans Licht.“ Spätestens dann (manchmal aber auch nicht), wenn sich das Gericht damit befaßt. Im Falle Franz Alt kamen sie zu einem Urteil: Der fromme Redakteur muß für seine außerehelichen Zwillinge Alimente nachzahlen. Laut 'Bild‘ hat der verheiratete Vater zweier Kinder 1977 zwar sieben Monate heimlich Alimente bezahlt, diese dann aber storniert. Neun Jahre lang zahlte er keinen Pfennig für das Mädchen und den geistig behinderten Jungen. Erst im Januar 1988 — nach einem freiwilligen Vaterschaftstest — besann er sich eines besseren und zahlte fortan 580 Mark pro Kind.

Die Mutter der Zwillinge, eine verheiratete Historikerin und Rundfunkjournalistin, verlangt angeblich mindestens 100.000 Mark Nachzahlungen für die neun Jahre. Alt muß nach dem Urteil nun seine Einkünfte offenlegen. Danach entscheidet ein Zivilrichter über die Höhe der Nachzahlung. Ein Berufungsbestreben Alts habe, so Alois Weiss, Richter am Kölner Landgericht, „keine Aussicht auf Erfolg“.

Dem aufrechten Journalisten, der sich sonst so tapfer für die Rechte der Unterdrückten, Benachteiligten und Enterbten einsetzt, noch ein Rat aus dem eigenen Buch: „Habe Mut, dich deines eigenen Gewissens zu bedienen. Privat, beruflich und politisch wird sich dann vieles ändern müssen.“ Die Bemühen der Historikerin sind indes nur die Umsetzung der Weisheiten des ersten neuen Mannes: Die Mutter hat „eine heilige Verantwortung“ (für das Kind; Anm. der Red.). „Sie wird alles tun für günstige äußere Voraussetzungen und nimmt zugleich die Chance wahr, die jedes Kind seinen Eltern für ihr eigenes inneres Wachstum und Reifen bereitet.“ Und wenn Mann und Frau sich lieben und voneinander und von ihren Kindern lernen, „dann fällt es auch dem Vorstandsmitglied einer Bank leichter zu entdecken, daß es dringlicheres gibt als Geld“. Amen. Vielleicht entdeckt's auch ein Journalist und Hobbyzauberer. Petra Brändle