Gute Noten für Brandenburgs Institute

■ „Auseinanderplatzen“ von Strukturen verhindert

Potsdam. Im Land Brandenburg sind die Institute der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR gut, wenn auch nicht vollkommen ungeschoren durch die Evaluierung gekommen. Bis Ende Juni haben die Abgesandten des Wissenschaftsrates ihre Nasen in Laboratorien und Forschungsmappen gesteckt und ihre „Prüflinge“ angehört, um zu einer „Empfehlung“ zu kommen. Das Prunkstück in der märkischen Wissenschaftslandschaft ist ohne Zweifel das Zeuthener Institut für Hochenergiephysik, das schon längst dem Deutschen Elektronen-Synchrontons (DESY) in Hamburg versprochen wurde. Ein Vertrag liegt zur Unterschrift bereit. Brandenburg konnte sich eine Großforschungseinrichtung für Geowissenschaften anlanden, die zu 90 Prozent vom Bund bezahlt wird. Sie wird Kernstück eines Wissenschaftsparks auf dem Potsdamer Telegraphenberg sein, wo auch die Hochdruck- und Klimaforschung sowie das Einstein-Laboratorium überleben werden.

Das Teltower Institut für Polymerenchemie wird sowohl von der Max-Planck-, als auch der Frauenhofer-Gesellschaft aufgefangen. Auch die Ernährungsexperten in Potsdam/Rehbrücke — dem Laien als eiserne Kritiker schlappriger Vorwende-Schulspeisung in Erinnerung — haben den Test genauso gut bestanden wie die Kollegen von der Halbleiterphysik in Frankfurt/ Oder.

Problematisch ist die Bewertung des Zentralinstituts für Astrophysik. Eine endgültige Empfehlung konnte nicht ausgesprochen werden. Wissenschaftsminister Hinrich Enderlein hofft auf den Zuschlag als Institut der „Blauen Liste“, einem Finanzierungskontrakt zwischen Bund und Ländern.

Dieses positive Prüfungsergebnis für Brandenburg führt Enderlein zum einen darauf zurück, daß vor allem die ostdeutschen Geisteswissenschaften bluten mußten. Und die seien in seinem Bundesland ohnehin nicht mit nennenswerten Kapazitäten besetzt gewesen. Zum anderen habe sein Ministerium die Evaluierung gemeinsam mit den Wissenschaftlern konzeptionell vorbereitet. Letztere seien deshalb auch nicht geschockt, daß „natürlich“ personell abgespeckt werden muß. Von rund 2.000 angestellten Wissenschaftlern und technischen Mitarbeitern müssen 700 gehen. Enderlein will diese Reduzierung mit Ausgründungen, Drittmitteln und ABM „sanft abbremsen“. Einige gute Wissenschaftler hätten Angebote außerhalb des Bundeslandes angenommen, aber ein „Auseinanderplatzen gut gewachsener Wissenschaftsstrukturen“ konnte verhindert werden. Bis Ende diesen Jahres bleiben die Institute in dem bisherigen Umfang bestehen. ig