Ein Klo für 870.000 Mark

■ Baudeputation bewilligte Nachrüstung für Bedürfnisanstalt auf dem Domshof

Bitte die Karikatur

Was den Bremern ursprünglich einmal Erleichterung verschaffen sollte, schickt sich an, erhebliche Leibschmerzen zu verursachen. Für ursprünglich 555.000 Mark sollte das unterirdische Klo im Bunker neben dem Rathaus renoviert werden. Doch das Geld reicht bei weitem nicht aus. Gestern bewilligte die Baudeputation noch einmal 315.000 Mark nach. Das Klo für Bremens gute Stube kostet jetzt sage und schreibe 870.000 Mark.

Kein Zweifel, das stille Örtchen, das derzeit für schrille Töne aus den Oppositionsparteien

sorgt, wird ein architektonisches Kleinod, mit einem schnuckeligen Kupferdach und einem Kiosk obenauf, alles in wunderbaren Original Buchtal-Qualitätsfliesen gehalten. Die Farben zartrosa, rose, weiß und birke laden den Gast zum Verweilen ein. Die edle Verkleidung riß den Abteilungsleiter beim Bausenator, Gottfried Zantke, schon zu der fast poetischen Formulierung einer „keramikbelegten Außenhaut“ hin.

Kein Zweifel, dort, wo künftig nur kurz einmal gekleckert werden soll, hat die Baubehörde geklotzt, Zantke spricht, wenn er

ins Schwärmen kommt, von einer „Möblierung“ Bremens guter Stube, die sich langfristig rentiere, weil sie „den Standortwert Bremens erheblich erhöht“ und Investoren in die Hansestadt ziehe: Bremen als Klo für die Wirtschaft.

Der Abteilungsleiter sieht das ganz pragmatisch: „Für Stadtverschönerung haben wir kein Geld, wohl aber für strukturverbessernde Maßnahmen.“ Deshalb muß die 315.000 Mark auch Wirtschaftssenator Beckmeyer aus dem wirtschaftspolitischen Aktionsprogramm (WAP) bezahlen.

„Sämtliche Sanitärobjekte waren aufgrund des schlechten hygienischen Zustandes zu ersetzen. Große Teile des Leitungsnetztes waren unvorhergesehenderweise aufgrund des technischen Zustandes zu erneuern“. begründete die Baubehörde die finanzielle Nachrüstung in der Vorlage für die Deputatuion. Im Bereich des Bunkers seien gar „Stemm- und Kernbohrarbeiten“ nötig gewesen, um die maroden Leitungen zu erneuern. Und damit die Bremer bei ihren eigenen Stemm- und Druckarbeiten nichts demolieren, ist die ganze Anlage in einer „vandalismusfesten Ausführung“ bestellt worden: Alles echt reißfest, von der Schüssel bis zum Papier.

Mit diesem Coup hat die Regierungspartei die Opposition erstmals und unbestritten im Wahlkampf überrollt. Der FDP-Abgeordnete Friedrich van Nispen, der in der Baudeputation saß, konnte angesichts der Sachlage nur noch ungläubig-resigniert mit dem Kopf schütteln. „Kein Geld für Kindergärten“ hauchte er, dann versagten ihm die Argumente. Dem CDU-Abgeordneten Helmut Pflugradt fehlten „nur noch die goldenen Brillen“, und die Grüne Elisabeth Hackstein meinte: „Was dem Kongreßzentrum recht ist, muß den Bremer Klos billig sein.“

Übrigens: Für die Neugestaltung des Super-Klos kann Bremen sogar Mittel aus der Bonner Städtebauförderung abziehen. Wer lacht da? Markus Daschner