Der Rektor sprach ein Machtwort

■ Heinrich Fink kritisierte auf der Sitzung des neuen Konzils der Humboldt-Universität voreiligen Anpassungswillen vieler Mitarbeiter/ Erneuerungskonzept muß konsequent fortgeführt werden

Mitte. Auf der gestrigen ersten Sitzung des neuen Konzils der Humboldt-Universität sprach der Rektor Heinrich Fink ein Machtwort. Obwohl sich die Hochschule angesichts des Urteils des Oberverwaltungsgerichtes gegen die Abwicklung (die taz berichtete) auf ihrem eingeschlagenen Weg der Erneuerung durch Einzelfallprüfung fortbewegen kann, befindet sich die Stimmung auf einem Tiefpunkt. »Wir sind noch nicht einmal im Tal der Tränen angelangt«, beschrieb Fink die Situation der Humboldtianer zwischen eigenen Demokratievorstellungen und neuen Rechtsvorschriften.

Allein die Tatsache, daß das jetzt gewählte Konzil nicht einmal dieses Jahr überleben wird, macht das deutlich. Mit einer Besetzung des höchsten Entscheidungsgremiums nach dem Schlüssel von 35 Prozent Professoren, 30 Prozent wissenschaftlichen Mitarbeitern, 25 Prozent Studenten und 10 Prozent technischen Mitarbeitern widerspricht dieses dem Berliner Hochschulgesetz. Obwohl das Modell von den Studenten während der Wende erarbeitet wurde, sieht sich die Humboldt-Uni zu einer Neuwahl sämtlicher universitären Gremien nach dem Hochschulergänzungsgesetz gezwungen. Damit wird dann die Anpassung an bestehende Hochschulrichtlinien eingeleitet.

Auch wenn diese Entwicklung nicht mehr zu verhindern ist, warnte der Rektor davor, sich bedingungslos dem Bestehenden zu unterwerfen. Der Elan des Herbstes 89 sei »leider nicht nur einer Ernüchterung, sondern auch einer Ermüdung« gewichen. Fink rief seine Zuhörer dazu auf, nicht zu resignieren und der Passivität zu verfallen, auch wenn Neues und Originäres selten gefördert werde. Letztlich habe die Entwicklung seit der Wende auch Freiräume eröffnet.

Dazu gehört, daß die personelle Erneuerung mit den selbstgeschaffenen Personal-Strukturkommissionen (PSK) als Gegenmodell zur Abwicklung fortgeführt werden kann. Das Konzil bestätigte gestern diese Kommissionen. Fink forderte die PSK auf, Ergebnisse vorzulegen.

Es steht auch noch die Auswertung der Personalfragebögen aus, in deren Folge es zu etlichen Entlassungen kommen wird. Außerdem ist die Überprüfung bei der Gauck-Behörde für alle Hochschullehrer und leitenden Verwaltungsmitarbeiter beantragt worden. Die Überprüfung des Mittelbaus soll folgen.

Das Konzil wählte den Informatiker Hans-Dieter Burkhard zu seinem Vorsitzenden. Am Ende wollte der Rektor Heinrich Fink seine Rede als »Notstandsbericht« verstanden wissen und forderte: »Kommen Sie raus aus Ihrer Nische, in der Sie auch vorher waren.« Nur so könne bewiesen werden, daß die Humboldt-Universität ihr Konzept unter Einbeziehung auswärtigen Sachverstandes durchsetzen kann. anbau