Mehr Herz für Ost-Patienten gefordert

■ Herzchirurgie in Klinikum Buch soll trotz langer Wartelisten geschlossen werden/ Berlin will die Kosten nicht übernehmen und verweist auf Brandenburg/ Entscheidung Ende des Jahres erwartet

Berlin. Die Länder Berlin und Brandenburg sollen mehr Herz für ihre BürgerInnen haben. Dies forderte gestern der gesundheitspolitische Sprecher der Fraktion Bündnis 90/ Grüne, Bernd Köppl, indem er sich für den Fortbestand der Herzchirurgie im Ostberliner Klinikum Buch einsetzte. In dem vom Berliner Senat vorgelegten Krankenhausrahmenplan wird dagegen vorgeschlagen, diese Abteilung zu streichen.

Die Einrichtung zur Operation von Herz- und Gefäßerkrankungen im Bucher Klinikum wurde im Herbst 1990 ins Leben gerufen. Nachdem bereits die alte DDR-Regierung jahrelang mit Plänen zur Errichtung einer Herzchirurgie schwanger ging, leistete ausgerechnet eine »Spende« der damaligen Modrow-Regierung in Höhe von 7,5 Millionen Mark Geburtshilfe. In den Räumen des ehemaligen Stasi-Krankenhauses baute Chefarzt Berndt Schubel innerhalb von sechs Wochen mit seinem Team eine funktionstüchtige Abteilung auf. Am 11. September letzten Jahres fand die erste Operation am Herzen statt.

In der ersten Hälfte diesen Jahres wurden bereits 309 herzchirurgische Eingriffe vorgenommen, davon 241 unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine. 800 Eingriffe im Jahr, so Schubel, seien durchaus realistisch. Vornehmlich durchgeführt werden Operationen an den Herzkranzgefäßen, nur ein Fünftel der Eingriffe sind Herzklappenoperationen. Die Wartezeit betrug laut Schubel von Anfang an sechs bis acht Wochen. Da im gesamten Gebiet der ehemaligen DDR nur fünf herzchirurgische Zentren existieren (in den alten Bundesländern sind es 36, trotzdem fehlen nach Angaben der Gesundheitsministerkonferenz dort mindestens 19 weitere), ist der Andrang aus dem Umland groß: Je ein Viertel der Patienten stammt aus Berlin (23,4 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (22,4 Prozent), über ein Drittel (37,5 Prozent) kommt aus Brandenburg. Aufgrund der kassenrechtlichen Trennung der alten und neuen Länder ist die Herzchirurgie in Buch mit ihrer niedrigeren Fallpauschale gerade für Ost-Patienten günstig.

Doch statt die Herzchirurgie in Buch zu übernehmen, so Köppl gestern, seien in Brandenburg neue Herzzentren in Potsdam oder Frankfurt im Gespräch. Bis diese funktionsfähig seien, würden jedoch Jahre vergehen. Deshalb sei es ein »Schildbürgerstreich«, die voll funktionsfähige und hochspezialisierte Einrichtung aufgrund des fehlenden Kooperationsvertrages zwischen Berlin und Brandenburg zu zerschlagen.

Man wolle zunächst auf das Ergebnis eines Gutachtens über die Nutzung des gesamten Klinikums Buch warten, hieß es dazu in der Gesundheitsverwaltung. Sicher sei, daß die Charité und das Weddinger Herzzentrum für die Versorgung der Berliner Bevölkerung ausreichten. Sollte Brandenburg einen Großteil der Kosten für die Herzchirurgie in Buch nicht übernehmen, würde die Abteilung in die Charite verlagert. Dies, so Sprecherin Gabi Lukas, sei zum einen kostengünstiger, zum anderen würden die Geräte und Operationssäle besser ausgenutzt und »das Personal bekommt mehr zu tun«. Eine Entscheidung werde jedoch erst Ende des Jahres fallen. maz