Chemie-Fehlerteufel unterwegs

Berlin (taz) — Luzifer höchstselbst scheint als Chemie-Fehlerteufel umzugehen. Dreimal traten seit Dienstag abend giftige Chemikalien aus. Die Bevölkerung mußte jeweils Türen und Fenster schließen.

Im südbadischen Neuenburg mußten fünfhundert Camper sogar evakuiert werden. Ein Brand in einem Garagengebäude der örtlichen Rüstungsfabrik hatte am Donnerstag morgen Phosphor- und Salzsäuredämpfe freigesetzt. Die Fabrik stellt nach Polizeiangaben Munition her, die als Scheinziele für Lenkwaffen verwendet wird. Sechs bis acht Kubikmeter phosphorhaltigen Materials hätten gebrannt. Die Anwohner in der Umgebung wurden aufgefordert, Türen und Fenster zu schließen und die Wohnungen nicht zu verlassen. Nach sieben Stunden gab's Entwarnung.

Auch in Lührsbockel bei Soltau mußten wegen stark ätzender Dämpfe dreihundert Menschen zeitweilig aus der Umgebung eines Torfwerkes evakuiert werden. Hochgiftige Salpetersäure war aus einem 10.000-Liter-Tank ausgelaufen.

Die Bewohner der Kleinstadt Kaltenkirchen bei Hamburg durften am Mittwoch nachmittag drei Stunden nicht vor die Tür. Außerdem sollten sie die Fenster geschlossen halten. Fünf Menschen mußten trotzdem wegen tränender Augen ärztlich behandelt werden. Beim Öffnen eines Rollcontainers auf dem Bahnhof waren nach Polizeiangaben dreißig undichte Fässer mit der giftigen Chemikalie Trichlorethylen entdeckt worden — 150 Liter fehlten. Die Fässer seien vermutlich wegen mangelnder Sicherung auf dem Transport leckgeschlagen. Das Lösungsmittel wirkt in höheren Konzentrationen berauschend und kann zum Tode führen.

In Basel dagegen scheiterte das Teufelchen. Bei einer Wasserstoffverpuffung auf dem Gelände von Ciba-Geigy brach zwar ein Brand aus, für die Umwelt bestand aber angeblich keine Gefahr. Lediglich ein Mitarbeiter sei leicht verletzt worden. ten