Hick und Hack um Expo 2000

■ Bonn will Gesamtkonzept — Niedersachsen beklagt „Desinformation“

Über die umstrittene Weltausstellung im Jahr 2000 in Hannover ist am Freitag eine offene Kontroverse zwischen der Bundesregierung und der niedersächsischen Landesregierung entbrannt. Die Bundesregierung forderte ein „überprüfbares Gesamtkonzept“. Erst dann werde der Bund über eine mögliche Beteiligung an den Kosten entscheiden, sagte Regierungssprecher Dieter Vogel am Freitag in Bonn. Die Staatskanzlei in Hannover, nicht faul, bezeichnete das am Nachmittag als „klassischen Fall von Desinformationspolitik“.

Bundeskanzleramtsminister Rudolf Seiters (CDU) hätte am Vormittag in einem Telefongespräch mit Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) „nichts zu fordern oder anzumahnen“ gehabt. Das geforderte Gesamtkonzept solle bekanntlich erst von der zusammen von Bund, Land und Stadt Hannover rasch zu gründenden Expo-Gesellschaft erarbeitet werden. Niedersachsens Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye hatte zuvor erklärt, der Bundesregierung lägen bereits ausreichende Planungsergebnisse samt Kostenaufstellungen sowohl für die Weltausstellung als auch für die Verkehrsplanung vor. „Die Vorbereitungen in Hannover sind abgeschlossen. Der Bund weiß, was auf ihn zukommt“, sagte Heye.

Die in Rede stehenden Kosten für den Bund beliefen sich auf gut vier Milliarden Mark, die aber erst im Laufe der nächsten Jahre, zum Teil erst nach Ende der Expo als Ausgleich des zu erwartenden Defizits anfielen. Unmittelbar nach der Sommerpause treffe Schröder zu einem Gespräch mit Bundeskanzler Helmut Kohl zusammen, um „die Irritationen“ über die Expo zu beenden. Bedingung sei, daß die Expo ihrem Motto „Mensch-Natur-Technik“ durch eine ökologische Ausgestaltung gerecht werde.

Im Bundesfinanzministerium wird dagegen mit sechs Milliarden Mark für die Expo gerechnet, die bis zur Verwirklichung im Jahr 2000 auf mindestens neun bis zehn Milliarden Mark explodieren könnten. Das geht aus einer Beamtenvorlage für Finanzminister Theo Waigel (CSU) hervor. Dort wird auch empfohlen, das Thema vorläufig nicht im Bundeskabinett zu behandeln und eine Konzeption aus Hannover anzufordern. Es wird auf die knappen Finanzen hingewiesen, auf den teuren Umzug von Regierung und Parlament sowie auf den Vorrang für die Olympischen Spiele im Jahr 2000in Berlin. dpa