Dicht und sanft will die CDU in die Höhe bauen

■ Mit Stadtteilverdichtung und Hochhäusern will die CDU Berlin gestalten/ »Grundsätze für eine Hauptstadtcharta«

Berlin. Die Berliner CDU geht städtebaulich auf Kuschelkurs. Gestern stellte sie auf einer Pressekonferenz ihre neuesten stadtplanerischen Ideen vor. Das Motto: »Berlin — die sanfte Metropole«. Was sich dahinter verbirgt, klingt allerdings weniger sanft und weniger neu: Dicht und hoch soll gebaut werden, um — wie die CDU in ihren »Grundsätzen für eine Hauptstadtcharta« meint — den »Landschaftsfraß« zu verhindern. Entsprechend richtet sich ihre Bauwut auf den innerstädtischen Bereich zwischen Potsdamer Platz und Alexanderplatz.

380.000 Quadratmeter, so schätzt die Fraktion, wird der Bruttogeschoßflächenbedarf für die neuen Räume des Bundestages und der Regierungsbehörden betragen. Die Gebäude sollen auf die Standorte Moabiter Werder sowie südlich der Spree zwischen Kongreßhalle und der Neustädtischen Straße, auf das Gebiet zwischen dem Leipziger Platz, der Ebert- und Niederkirchnerstraße sowie rund um den heutigen Marx-Engels-Platz und die Klosterstraße verteilt werden. Dem ehemaligen asbestverseuchten Palast der Republik wünscht die CDU baldigst die Abrißbirne. An seiner Stelle soll Platz geschaffen werden für den Regierungssitz. Zwar nicht in einem wiederaufgebauten preußischen Stadtschloß, aber doch in dessen »historischen Dimensionen«.

Damit die Damen und Herren Abgeordneten, von denen bekanntlich viele gegen Berlin votierten, künftig nicht zu lange laufen müssen, soll der Potsdamer Platz zum Zentrum des öffentlichen Personennahverkehrs ausgebaut werden. Besondere Sorge widmet die CDU der »Qualität« der Stadt: »Großstädtischer Gestus« und »kleinräumige Erlebnisnischen« seien keine Gegensätze. Davon ausgeschlossen bleibt offenbar der Bezirk Mitte. Denn ihn sieht die CDU vor allem als Dienstleistungszentrum und als »Standort für gehobenes Wohnen«.

Schonend will die CDU mit den Autofahrern umgehen: Der Durchgangsverkehr soll aus dem innerstädtischen Bereich nicht gänzlich herausgehalten werden. Es gelte ihn lediglich zu »dämpfen«. Wer dann in der Innenstadt parken wolle, so Rainer Giesel, CDU-Sprecher für Verkehr und Stadtentwicklung, müsse auch zahlen. Daneben setzt die CDU auf den kräftigen Ausbau von Umgehungsstraßen. Der Nord-Süd-Verkehr soll nur noch unterirdisch Luft verpesten. Geplant ist ein Tunnel zwischen Gleisdreieck und Sellerstraße.

Bei aller Baubegeisterung hält Volker Liepelt, umweltpolitischer Sprecher seiner Fraktion, für den Tiergarten immerhin ein Trostpflaster bereit. Baulich solle er »nicht angeknabbert« werden.

Ausgleichsflächen sollen die Versiegelung von Freiflächen »wettmachen«. Wie und ob innerstädtisch oder am Stadtrand — das bleibt das Geheimnis der CDU. sev