Reisekrimis

■ Abgehalfterte Spione: Frederick Forsyth: "McCreadys Doppelspiel"

Dem Briten Frederick Forsyth ist, wie vielen seiner Kollegen, das Feindbild abhanden gekommen. Noch vor ein paar Jahren war die Sache für die meisten Politthriller-Autoren klar: Auf der Seite des Westens standen die aufrechten Agenten, drüben im Osten hatten sie nur fiese Spione. Der Kalte Krieg mußte für eine Menge heißer Geschichten herhalten. Da Forsyth anscheinend nichts Neues eingefallen ist, läßt er in seinem letzten Roman McCreadys Doppelspiel (The Deceiver) die verstaubten alten Geheimdienstzeiten wieder aufleben. Er tut das ganz ungeniert mit der Arroganz des Wessis. „Der Kalte Krieg dauerte vierzig Jahre. Unbestreitbar ist, daß der Westen ihn gewonnen hat“, heißt es schon in der Widmung für all die, „die ihr Leben lang im Dunkeln gewirkt haben“. Dann erzählt der Autor die Geschichte von Sam McCready, der vom britischen Geheimdienst 1983 damit beauftragt wurde, eine neue Abteilung mit dem gewichtigen Namen Deception, Disinformation and Psychological Operations (Täuschung, Desinformation und psychologische Operationen) aufzubauen. Seine Aufgabe war die gezielte Irreführung der Russen.

Im Frühjahr 1990 ist alles vorbei. Das „Reich des Bösen“ zerfällt, und der britische Geheimdienst soll abspecken. Als einer der ersten muß McCready gehen. Aber er hat Anspruch auf eine Anhörung. Sein Stellvertreter Denis Gaunt läßt vor dem Pensionierungsausschuß noch einmal McCreadys Glanzleistungen erstrahlen und füllt damit die Seiten des Romans. Die Geschichten spielen in der DDR, BRD, in Moskau, in der Karibik und natürlich in London und Washington.

Obwohl Forsyth manchmal die Nerven des intelligenten Lesers arg strapaziert, wenn er z.B. von der „naiven westeuropäischen Friedensbewegung“ schreibt oder von der Sowjetunion, wo KGB- Offiziere wie die Maden im Speck leben, während „das ganze Volk hungert“, ist das Buch doch dicht und äußerst spannend erzählt. Forsyth kommt nie ins schwafeln sondern treibt die Geschichte gnadenlos voran. Wer idiologisch nicht allzusehr verkrampft ist, dürfte sich mit diesen knapp 500 Seiten recht gut amüsieren.(Piper)