Notwährung für Slowenien liegt bereit

Finanzminister Sesok wirft Jugoslawien „ökonomischen Krieg“ vor/ Autonomisten fordern eine eigene Währung  ■ Aus Ljubljana Heide Platen

Mit einem eindringlichen Appell hatte sich der slowenische Finanzminister Dusan Sesok an die Öffentlichkeit gewandt: „Berichten Sie, daß Jugoslawien einen offenen ökonomischen Krieg gegen uns führt!“ Die Blockade der Banken von Slowenien und Kroatien durch die jugoslawische Nationalbank (YNB) verstoße nicht nur gegen deren eigene Regeln, sondern auch gegen die Deklaration von Brioni. Auch der Generaldirektor der Slowenischen Bank, Franc Arhar, erklärte, das Verhalten der YNB habe „keine legale Basis“. Nach den eigenen Satzungen dürften die Banken der einzelnen Bundesländer „sich nicht gegenseitig gefährden“.

Noch sei die Situation zu meistern, sagte Sesok. Innerhalb Sloweniens liefen die Geschäfte „gut“, der Dinar kursiere im Land. Slowenien sei bereit, auch weiterhin mit für das „jugoslawische Geldsystem Sorge zu tragen“, und habe die „serbisch dominierte“ Zentralbank schon mehrmals gestützt. Wenn es aber nicht bald zu einer Einigung komme, werde Slowenien eigene Wege gehen müssen. Coupons für diesen Notfall lägen schon bereit. Ob eine eigene slowenische Währung allerdings den Namen „Lipa“ tragen werde, mochte Sesok nicht beantworten. Es gebe derzeit „wichtigere Fragen“. Lipa, die Linde, ist der Nationalbaum der Slowenen und seit langem ein Symbol der Autonomiebewegung. Auf T-Shirts mit dem Aufdruck eines Geldscheins fordert sie: „We want Lipa“. Die Zeitschrift 'Mladina‘ wird zur Zeit für 0,4 Lipa = 40 Dinar verkauft.

Inzwischen erklärte der Generaldirektor der Belgrader YNB, Dusan Vlatkovic, die slowenische und die kroatische Bank blieben vorerst vom Geldfluß der YNB ausgeschlossen und bekämen „keinen einzigen Dollar“. Die Länder hatten ihrerseits bisher 35 Prozent ihrer Deviseneinnahmen nach Belgrad abführen müssen. Insider halten die augenblickliche Trennung angesichts der Tatsache, daß in Belgrad nach wie vor inflationär Dinare gedruckt würden, eher für einen Vorteil für Slowenien. Auch Sloweniens Finanzminister sagte, sie selbst hätten nicht vor, aus der Krise herauszukommen, indem sie „Deutsch-Mark oder Dollars“ druckten, würden sich aber, wenn das sein müsse, zur Konsolidierung ihres Wirtschaftssystems gern der Kontrolle amerikanischer oder deutscher Banken unterstellen. Der Streit um die Kontrolle der Einnahmen an den Zollstationen spiele in der Gesamtsicht der Probleme keine Rolle. Viel gravierender seien die Kosten des Krieges und der Schaden für den Tourismus, der zum Beispiel durch die Schließung der Flughäfen entstanden sei.