West-Eier gegen Möchtegern-Kanzler

Dortmund (ap/dpa/taz) — Bundeswirtschaftsminister Jürgen W. Möllemann ist gestern in Dortmund von aufgebrachten Bergleuten mit Eiern beworfen und niedergebrüllt worden. Rund 1.000 Kumpel und ihre Familien hatten sich am Vormittag zu einer Demonstration vor der Westfalenhalle versammelt, wo der Minister die Festrede zur Meisterfreisprechung der Industrie- und Handelskammer Dortmund halten wollte. Die Bergleute trugen Plakate mit den Aufschriften „Möllemanns Brot ist der Zechentod“, „Arbeit und Brot, wie lange noch“ und „Wenn dieses Licht ausgeht, brennt es an Rhein und Ruhr“. Als Möllemann nach seiner Ankunft vor den Toren der Halle zu den Kumpels sprechen wollte, kam es zu tumultartigen Szenen. Mehrere Demonstranten bewarfen den FDP-Politiker mit Eiern, Feuerzeugen und anderen Wurfgeschossen. Allerdings wurde Möllemann nicht getroffen, seine Begleiter konnten die Eier mit Schirmen abfangen. Möllemann wurde niedergeschrien. Der Minister brach daraufhin seinen Auftritt vor den Demonstranten ab. Später setzte er sich mit einer Delegation von vier Bergleuten in einem Hinterzimmer der Westfalenhalle zu einem Gespräch zusammen. Wie Heinz Kulcke, stellvertretender Leiter des Bezirks Ost der IG Bergbau und Energie, erklärte, unterstrich der Minister erneut, daß der Jahrhundertvertrag für die Steinkohle und der Hüttenvertrag nur im Zusammenhang gesehen werden könnten. Die Bergleute hätten allerdings auf die Sicherung beider Verträge gepocht. Zu den Eierwürfen erklärte Kulcke: „Wir finden das nicht gut, aber es zeigt auch die Existenzangst. Wir haben es jetzt mit einer anderen Generation von Bergleuten zu tun. Das ist auch für uns eine neue Erfahrung.“