Kohl und Genscher werben verzweifelt um UdSSR-Hilfe

■ Heute beginnt der Londoner Wirtschaftsgipfel/ BRD will die Osthilfe nicht alleine bezahlen/ Pessimistischer Bericht der Europa-Bank

Berlin (taz) — Für den sowjetischen Staatspräsidenten Michail Gorbatschow ist die erstmalige Teilnahme am Wirtschaftsgipfel der sogenannten G-7-Staaten der „Einstieg in die Weltwirtschaft“. Die Debatte um eine mögliche internationale Wirtschafts- und Finanzhilfe für das auseinanderfallende Sowjetreich überlagert alle anderen Themen, die in London ebenfalls auf der Tagesordnung stehen. Kanzler Kohl, Finanzminister Waigel, Wirtschaftsminister Möllemann und Außenminister Genscher machen sich stark für eine breite Unterstützung der sowjetischen Reformen. Alleine, so der Kanzler, will Bonn „auf keinen Fall Geld in ein Faß ohne Boden schütten“. Ein Scheitern der Gorbatschow'schen Politik berge unkalkulierbare Risiken für die gesamte Weltwirtschaft, warnte Genscher gestern noch einmal. „Also muß geholfen werden.“

Neben der japanischen Regierung zeigt sich auch US-Präsident Bush eher zurückhaltend. An seinen Bedenken, so Bush, habe auch der Brief Gorbatschows an sämtliche Führer der sieben wichtigsten Industrienationen nichts ändern können. Ähnlich äußern sich die Briten und die Kanadier.

Und die neue Europäische Entwicklungsbank hat sich in einem vertraulichen Bericht zum Gipfeltreffen pessimistisch über die sowjetische Wirtschaft geäußert: Noch schneller als angenommen werde alles schlechter im Lande. SEITEN 2 UND 3