PORTRAIT
: Eine Karriere gegen das „linke Übel“

■ Carl Bildt, Parteichef der Konservativen, könnte Schwedens neuer Premier werden

Carl Bildt, der 42jährige Chef der konservativen „Gemäßigten Sammlungspartei“, ist mit der Politik verheiratet. Schon 1968 sei ihm klar geworden, daß das „linke Übel“ bekämpft werden müsse, so Bildt über sich selbst. Mit 20 war er Vorsitzender der Konservativen Studentenbewegung, sieben Jahre später avancierte er zur rechten Hand von Parteichef Gösta Bohman. Das war 1976, als die Konservativen gerade in der Regierung saßen. Besondere Sorgfalt verwandte Bildt auf nützliche Kontakte: Er ist mit Gösta Bohmans Tochter Mia verheiratet, einer Steuerbeamtin. CDU-Generalsekretär Volker Rühe zählt er zu seinen persönlichen Freunden.

„Karrierist“, „Aufsteiger“ — man mag ihn nennen, wie man will — es gibt wenig Zweifel daran, daß Bildt mehr internationale Durchsetzungfähigkeit hat als irgendein anderer schwedischer Politiker seit Olof Palme. Es gibt viele Parallelen zwischen Palme und Bildt. Beide hatten Positionen in den Studentenorganisationen ihrer Parteien, beide pflegten internationale Kontakte, und beide waren rechte Hand ihres Premierministers, bevor sie selbst an die Spitze gelangten.

Bildts Wahlkampf basierte auf seiner proeuropäischen Einstellung. Dabei schaffte er es, die üblichen schwedischen Vorwahlzankereien über die Steuern auszublenden und statt dessen die EG in den Mittelpunkt zu stellen, bei der Schweden im Juli einen Beitrittsantrag gestellt hat.

Was Bildt fehlt — und wovon Palme im Überfluß hatte — ist Charisma. Er sieht jungenhaft aus. Er hat zwar Politikwissenschaften studiert, es aber zu keinem Abschluß gebracht. „Er ist glaubwürdig. Er ist kein Agitator. Er ist extrem belesen, und auch wenn er keine feurigen Reden schwingt, so gibt er dennoch konkrete Antworten“, sagt Kjellman, politischer Reporter der liberalen Tageszeitung 'Dagens Nyheter‘.

Die Landesverteidigung steht ganz oben auf Bildts Liste. Journalisten witzeln darüber, daß er der einzige Schwede ist, der ein Militärflugzeug vom anderen unterscheiden kann. Mit 16 sammelte er Erfahrungen bei der schwedischen Luftwaffe — zwei Wochen später schrieb er einen vernichtenden Essay über den Zustand der Armee. Noch weiter ging er 1983 bei einem Besuch in Washington. Dort enthüllte er den Amerikanern vertrauliche Informationen über das Eindringen von U-Booten in schwedische Gewässer. Es heißt, daß der damalige Premier Palme und Bildt seit jenem Tag kein Wort mehr miteinander wechselten.

Wie üblich nutzte Bildt den Skandal zu seinem Vorteil. Er schaffte es, seinen Namen so lange in den Schlagzeilen zu halten, bis er 1986 konservativer Parteichef war. Der Reporter Kjellman meint, Schweden hätte nicht Bildt gewählt, sondern seinen Lebenslauf. „Er ist kein neuer Palme. Aber er ist geradlinig und sensibel.“ Alex Duval Smith