Li(e)dschatten wird zehn

■ Bremer Frauen-Musikkabarett feiert am Donnerstag / Ursula Kerstein singt

Im Moment sind sie gerade ein Duo, aber wer weiß schließlich, was nächsten Monat ist? Li(e)dschatten, vor 10 Jahren erstmals mit Frauenliedern und Kabarett öffentlich aufgetreten („lautstark, witzig und parteilich“), feiert morgen 10. Geburtstag. Parteilich? Feministisch! Ja, und: nicht alle, aber viele der Li(e)dschatten-Frauen waren in der DKP organisiert. „Und von Anfang an gab es Ärger mit den Genossen“, sagt heute trocken Brigitte Lück, letzte Li(e)dschatten- Aktive der Gründerinnen-Generation, die morgen zusammen mit Christiane Brunßen auftritt. „Lobet die Herren, sie sind ja das Größte auf Erden!“ sang zum Beispiel Li(e)dschatten 1981, erzeugte prompt „Runzeln auf den Stirnen linker Männer“ und mußte sich anhören: „Ihr reißt doch Gräben auf!“ In der Tat, absichtlich.

Daß frau heute immer noch gegen den § 218 ansingen muß, das hätte Brigitte Lück sich 1981 allerdings nicht träumen lassen. Und sonst? „Frauen sind unsere Fans, Männer unsere Gegner, so platt isses nun mal immer noch, hat sich ja wenig geändert in Beruf und Privatleben“, resümiert Brigitte Lück. Alles beim alten, auch musikalisch? Naja, bestimmte Agit-Prop-Lieder sind ihr heute zu schlicht („Gerade mal zwei Harmonien drin“), obwohl gerade die neulich bei einem Auftritt als „Familienkabarett“, bezahlt vom Bundesfamilienministerium, in Buxtehude besonders gut ankamen.

Bei Liedschattens Premiere machten 8 Frauen mit, darunter die damals 81jährige Claire Preissner. Insgesamt 17 Musikerinnen und Sängerinnen, „einschließlich Schwangerschaftsvertretungen“, machten irgendwann mit und stiegen wieder aus. Brigitte Lück, Psychologin, 12 Jahre Klavier- und 3 Jahre Gesangeunterricht, war damals 34: „Wir haben uns regelmäßig getroffen, auch über das Leben geredet, aber vor allem heftig geprobt!“ Auftritte gab es vor allem um den 8. März (internationaler Frauentag) und den 1. September (Antikriegstag) herum, von Flensburg bis zum Bodensee, beim DGB, bei Kirchen, Friedensforen, Gleichstellungsstellen — und im sagenumwobenen Maizelt der Bremer DKP.

Einen ihrer ersten öffentliche Auftritte machte Ursula Kerstein, heute Bremer Frauenbeauftragte, mit Li(e)dschatten. Wußten Sie, daß Frau Kerstein früher klassische Lieder zu Klavier gesungen und außerdem SPD-Kabarett gemacht hat? „Nimm dich in acht vor blonden Frauen“ wird Ursula Kerstein morgen zu Li(e)dschattens Zehnjährigem singen. Außerdem sind musikalisch Clara Schumann und Fanny Hensel- Mendelssohn zu Gast, dazu der „Sufragettenchor“, Brigitte Lücks vor drei Jahren gegründeter Frauenjazzchor, der anfangs „Ein Ton tiefer“ hieß. S.P.

Donnerstag, 20 Uhr, Schlachthof, 15,-/10,-