Erstes Stasi-Bekenntnis von PDS-Abgeordneter

Berlin (taz) — Als erstes Mitglied des Bundestages hat sich die Abgeordnete der PDS/Linken Liste, Jutta Braband, zu ihrer Stasi-Vergangenheit bekannt. Die 42jährige war im Herbst 1979 von der Stasi verhaftet und wegen „ungesetzlicher Verbindungsaufnahme“ zu Bekannten in West-Berlin zu einer neunmonatigen Haftstrafe verurteilt worden. Sie berichtete, Anfang der Siebziger habe sie für mehrere Jahre der Staatssicherheit als Inoffizielle Mitarbeiterin zugearbeitet. Als Kind überzeugter SED-Mitglieder sei sie stolz darauf gewesen, von der Stasi angeworben zu werden. Über die Verwendung ihrer Berichte habe sie nie Rechenschaft gefordert. Sie sei überzeugt gewesen, daß durch ihre Mitarbeit „Fehler vermieden werden könnten“, darüber hinaus sei sie damals auch bereit gewesen, „einem Feind, sollte ich ihm begegnen, das Handwerk zu legen, denn alles war besser als Kapitalismus“.

Mitte der siebziger Jahre, schreibt das heutige Mitglied der Vereinigten Linken, sei sie erstmals „massiv mit der anderen Seite der Stasi“ konfrontiert worden. In ihrem Bekanntenkreis hätte sie viele kennengelernt, „deren Auffassungen meinen sehr ähnlich waren, die aber andere Schlüsse daraus zogen“. So habe sie erleben müssen, wie ihre Freunde von staatlichen Leitern gemaßregelt, aus FDJ und SED ausgeschlossen oder von der Stasi beobachtet, verhört und verurteilt wurden. 1979 folgte ihr Bruch mit der SED, dem MfS-Offizier kündigte sie die inoffizielle Mitarbeit auf. Im Anschluß an die Proteste gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann und der Verurteilung des Regimekritikers Rudolf Bahro habe sie sich auch an einer Unterschriftensammlung gegen den Ausschluß von Schriftstellern aus ihrem Verband beteiligt, was ihre Verurteilung und Inhaftierung zur Folge hatte.

Jutta Braband, die innerhalb der PDS zu den stärksten Verfechterinnen einer Stasi-Aufarbeitung gehört, bedauert in ihrer Erklärung den „politischen Fehler, mehrere Zeitpunkte für die Veröffentlichung“ ihrer Biographie verpaßt zu haben. Erst während der PDS-internen Diskussion um das Zustandekommen eines auch von ihr geforderten Stasi-Hearings sei ihr bewußt geworden, „daß gerade meine Biographie zu der geforderten differenzierten Aufarbeitung hätte beitragen können“. Da sie nach dem Bruch mit der Stasi die Verhältnisse in der DDR aktiv bekämpft habe, habe sie mit dem Verständnis gelebt, ihre Stasi-Vergangenheit sei abgegolten.

Bei der Gauck-Behörde hat die umweltpolitische Sprecherin der PDS ihre Überprüfung beantragt, um Einsicht in ihre Täterinnenakte zu erhalten. Wolfgang Gast