Vulkan-Chef beweist Zweckoptimismus

■ Setzt Bremen weiter auf Rüstungsexport? Hennemann stellte sich der Diskussion und versprach Hoffnung

Die Bremer Wirtschaftspolitik läßt sich kaum in die Karten gucken. Über die angestrebte Fusion des Vulkan mit dem Rüstungselektronik-Werk Krupp-Atlas- Elektronik (KAE) gibt es wenig konkrete Informationen, der Ankauf der KAE-Anteile mit Senats- Bürgschaft hat deshalb mehr Mißtrauen erzeugt als fundierte Kritik. So kamen Betriebsräte und SPD-Politiker zu der Wahlkampf-Veranstaltung am Dienstag abend ins Bürgerhaus Weserterrassen, die den Vulkan-Vorstandsvorsitzenden Friedrich Hennemann auf dem Podium versprach. Mit dem Ökonomie-Professor Jörg Huffschmidt hatte Hennemann auch einen Herausforderer neben sich.

„Durchstarten“ auf dem Rüstungssektor

„Durchstarten“ auf dem Rüstungssektor mit europäischen Aufträgen fest im Sinn, dies ist nach der Analyse von Huffschmidt die erkennbare Geschäftspolitik des Vulkan. Die Strategie sei politisch fatal und sogar „ökonomisch perspektivlos“, da der Vulkan schon mit seiner Vulkan Industrie-Holding ein „absolutes Sammelsurium“ von defizitären Firmen zusammengekauft habe, deren Verknüpfung bisher nicht gelungen sei. „Ungeheuerlich“ empörte sich Hennemann gegen den Kritiker, und entgegenete: „Ich sage Ihnen, wir haben Probleme, aber wir haben auch die Chance, sie zu lösen.“

Die Krise der Rüstungskonversion werde doppelt so schwer werden wie die Stahlkrise, meinte der SPD-Europaabgeordnete Thomas von der Vring. Wie der Vulkan-Konzern aus eigener Kraft die Konversion schaffen wollte, skizzierte Hennemann mit einem Konzept der maritimen Spitzentechnologie: Die Weltmeere seien die „größten Ökosysteme“ der Welt, für das Überleben des Planeten absolut notwendig, ihre Nutzung für den Menschen müsse mit strengen Schutzmechanismen überwacht werden. Hier sieht Hennemann den „Club of Rome“ hinter sich und die mittelfristige Chance der maritimen Elektronik, nur ein Geldgeber für die Milliarden-Aufträge fehlt bislang.

Während über maritime Öko- Aufträge geredet wird und Konversionsbeiräte im Rathaus zusammentreten, ist in Bremen mit erheblicher staatlicher Unterstützung der fünftgrößte deutsche Rüstungsproduzent komplettiert worden, kritisierte Jörg Huffschmidt die sozialdemokratische Sprachregelung.

Im Dezember noch habe der Vulkan in Bonn ein Lobby-Büro eingerichtet, um die Akquisition eines militärischen Drohnen- Auftrages zu stärken. In der Militärtechnik-Fachzeitschrift „Wehrtechnik“ spekuliere ein Vulkan-Vorstandsmitglied auf die „neuen Aufgaben der deutschen Marine“ ab 1995. Im Rüstungssektor würde der Vulkan- Verbund „ranklotzen“, während der Geschäftsbericht über die großen Aufgaben der Menschheit philosophiere — „das finde ich einen Skandal.“

Aber selbst ökonomisch sei diese Rüstungs-Verkaufsstrategie ohne Chance, meinte Huffschmidt. Ein Hubschrauber-Träger für Taiwan, mit dem der Vulkan gerechnet habe, sei vorerst gestrichen. (Hennemann erklärte, warum: „Es gab da einen Militärputsch.“), ein Milliarden- Auftrag für die Drohne Brevelle sei in Paris aus dem Etat gestrichen (Hennemann: „Die Brevelle hat die Bundesregierung verschlampt.“)

„Was sind Ihre Ziele für 1995“, versuchte Huffschmidt eine Auskunft über die Unternehmensstrategie aus dem Vulkan- Chef herauszulocken. „Ich sage Ihnen, die Industrie-Holding wird 1995 gute Gewinne machen“, verkündete Hennemann. Auf 55 Prozent werde der Militäranteil beim Vulkan aber „ganz sicher nicht“ heruntergedrückt werden können.

Von der Vring: „wo einem Angst und Bange wird“

Trotz aller Zustimmung zu der Politik seiner Partei empfand auch der Europa-Abgeordnete von der Vring die Vulkan-Rüstungskonzentration als eine, „wo einem Angst und Bange wird“. Daß ein Konzern die Konversionskrise aus eigener Kraft bewältigen könne, werde im politischen Raum von Bangemann vertreten, bemerkte er — bei der EG sorge man sich hingegen um die drohenden erheblichen Einbrüche auf dem Arbeitsmarkt.

Nicht zufrieden mit dem Zweckoptimismus Hennemanns war auch ein guter Teil der Zuhörer — es gab reichlich Beifall für Huffschmidt aus dem SPD-nahen Publikum. K.W.