Kuba

■ betr.: "Castro und sein Erbe", taz vom 13.9.91

betr.: „Castro und sein Erbe“,

taz vom 13.9.91

Journalisten sollten in der Lage sein, historische und ökonomische Bedingungen in korrekte Einschätzungen zu einer Sachlage mitumzusetzen. [...] Nicht nur, daß dem Autor entgangen ist, daß es zu einer von ihm prophezeiten Massenflucht aus Kuba nach dem Stile Albaniens gar nicht kommen kann, da die Reisefreiheit (übrigens laut taz Juli/August) eh eingeführt ist — nein, damit nicht genug: Er fügt sich mit ein in die Diffamierungen der bürgerlichen Presse und übersieht dabei, daß Kubas soziale Errungenschaften trotz alledem auch heute noch seinesgleichen suchen.

Ein winziges Beispiel unter vielen: Alle Kinder erhielten bisher täglich mindestens einen halben Liter Milch. Daß das jetzt nicht mehr gesichert ist, geht auf das Konto der Bonner Regierung! Sie hat den Handelsvertrag Kubas mit der DDR über die Lieferung von Milchpulver einfach gekappt. Verträge mit der Laufzeit bis 1995 mit der DDR wurden zum 3.10.90 einfach gebrochen. Und schon steht Gesamtdeutschland mit auf einer Stufe mit dem Aggressor USA, der jetzt die Sowjetunion zwang, jeglichen Handel mit Kuba zu stornieren beziehungsweise bestenfalls noch auf Dollar-Basis begleichen zu lassen.

Solange wir nicht verhindern können, daß Länder, wie unter anderem auch Kuba, weiterhin durch (unsere) kapitalistischen Bedingungen erpreßt werden, richten sich unsere erhobenen Zeigefinger bitte auf uns selbst. B.Ostermeier, Wenzenbach