Brandenburger Tor als »Notopfer Bonn«

■ Initiative bietet der Hauptstadt am Rhein ersatzweise die Quadriga an/ »Langer Eugen« an den Pariser Platz

Berlin. Mit einem Geniestreich könnte die Stadt Bonn der von ihr befürchteten künftigen Bedeutungslosigkeit entgehen. Eine Initiativgruppe zur Entschädigung der beschaulichen Ex-Hauptstadt hat jetzt die Umsetzung des Brandenburger Tores von der »geschichtslosen Spree« an den »deutschen Schicksalsstrom Rhein« angeregt. Durch die Überführung des nationalen Monumentes sollte der »eklatante Mangel« an Repräsentationsobjekten in Bonn ausgeglichen werden und ein engültiger Schlußpunkt unter die Berlin/Bonn-Debatte gesetzt werden. Gleichzeitig dürfte das 200 Jahre alte Schinkel-Tor Bonn die Erinnerung an 40jährige Hauptstadtfunktionen wachhalten und als Tourismusmagnet für die künftig strukturschwächere Region wirken. Überdies wäre Berlin ein lästiges Verkehrshindernis los.

Gestern stellte das geschäftsführende Triumvirat der »Aktionsgemeinschaft Notopfer Bonn« — rein zufällig ehemalige Redakteure eines Satitre-Blattes — ihre Vorschläge der leicht irritierten Berliner Presse vor. Die Umsetzung des Brandenburger Tores könnte im »kompensatorischen Austausch« gegen das Bonner Abgeordnetenhaus »Langer Eugen« erfolgen, schlagen die Notopferer vor. Dadurch entstünde am Pariser Platz in Berlin ein städtebaulich interessanter Hochbau-Akzent. Zudem bräuchten die Bonner Politiker dann nach ihrem Umzug an die Spree nicht ihr gewohntes Ambiente und die kurzen Wege zwischen Büro und Bundestag zu entbehren. Falls Berlin unvernünftiger Weise nicht auf sein Statussymbol verzichten wolle, biete sich als Ausweichlösung an, nur die Quadriga des Tores an den Rhein zu transferieren und auf dem »langen Eugen« zu plazieren. Wegen der Kosten biete sich nach dem Vorbild des Notopfers Berlin die Herausgabe einer blauen »Notopfer Bonn«-Marke zu 0,02 Mark an, mit der alle Briefe zu frankieren wären. adn