Die Balustraden rappten runter

■ 27 Verletzte beim Konzert im »Metropol«/ »Evil E.« wurde plötzlich von Schreien begleitet/ Der Balkon war zusammengekracht/ Besucher hatten sich trotz Verbots auf die Verkleidung gesetzt

Schöneberg. Wild und ausgelassen tanzten am Mittwoch abend im »Metropol« rund 1.700 Kids zu den harten Rhythmen des amerikanischen Rappers »Evil E.«. Plötzlich mischten sich Schreie in die ohrenbetäubende Musik. »Mit einem Riesenkrach stürzten Teile der Balkonverkleidung ab, überall flogen Holz- und Spiegelsplitter rum«, erzählt der 15jährige Steffan erregt. »Da sind auch Leute runtergefallen, alles lief hin und her und kreischte. Das war die totale Panik.«

Das Konzert im Tanzpalast am Nollendorfplatz wurde kurz nach zehn unterbrochen, ein Ordner trat an das Mikrophon und versuchte die Leute zu beruhigen. Minuten später trafen 17 Rettungswagen der Feuerwehr und ein Notarzt ein. Die herabgestürzten Balustradenteile hatten 25 Besucher leicht und zwei Menschen schwer verletzt. Vier junge Leute mußten ins Krankenhaus gebracht werden. Die anderen erlitten nach Angaben der Polizei zumeist leichte Schnitt- und Schürfwunden.

Eine halbe Stunde war vergangen. Nachdem die Verletzten geborgen waren und die Feuerwehr keine Sicherheitsbedenken geäußert hatte, bestieg »Evil E.« wieder die Bühne und schrie: »Do you wanna party?« Die unverletzt Gebliebenen brüllten zurück: »Yeah!«

Gestern vormittag untersuchte die Bauaufsicht des Bezirks Schöneberg den Unfallort. Um ein fünf Meter großes, heruntergestürztes Balustradenteil herum war der Boden von Spiegelsplittern und Programmheften übersät. Nach dem derzeitigen Stand könne man der Metropol Musikpalast GmbH, der die Diskothek gehört, jedoch keinen Vorwurf machen, so Friedrich Fabiunke von der Bauaufsicht. An der Balustradenverkleidung seien keine baulichen Mängel festgestellt worden. Die Besucher hätten auf eigene Verantwortung eine Metallgitterabsperrrung überstiegen und sich auf der Balkonverkleidung niedergelassen, die solchen Belastungen nicht standhalten könne. Ähnlich sieht es der stellvertretende Vorsitzende vom »Metropol«. Er verwies auf die regelmäßigen baupolizeilichen Prüfungen in der Diskothek. Bei diesen seien keine Sicherheitsbedenken geäußert worden. Gleichwohl kündigte eine Sprecherin des »Metropol« einen baldigen Umbau des Saales an.

Auch der Konzertveranstalter »Loft« weist jede Verantwortung von sich. Das Unternehmen sei für bauliche Sicherheit nicht zuständig. Drei vom »Loft« eingesetzte Ordner, welche die Gefahr auf der Balustrade erkannt hätten, seien gegen die Besucher vorgegangen. Sie hätten »bei der Masse der Besucher« nicht verhindern können, daß der Balkon immer wieder von neuem erklettert worden wäre. In ausdrücklicher Absprache mit der Polizei, so die Veranstalter, sei das Konzert nach der sofortigen Versorgung der Verletzten fortgesetzt worden. Man habe damit Ausschreitungen unter dem »sowieso etwas schwierigen Publikum aus der Szene« vermeiden wollen. mat