MIT DEM BAHNDEFIZIT AUF DU UND DU
: 20 Millionen Miese täglich

■ Verkehrsminister Krause will Reform forcieren

Berlin (dpa/taz) — Bundesverkehrsminister Günter Krause (CDU) drängt immer heftiger auf erste Schritte zur Privatisierung der Bundesbahn. So wie jetzt könne es nicht weitergehen, sagte Krause gestern: „Die Bundesbahn macht täglich 20 Millionen Mark Minus.“ Angesichts des Schuldenberges bei beiden Bahnen favorisiere er ein Drei-Stufen-Modell. Personen- und Güterverkehr sowie der Schienenbetrieb sollen jeweils Aktiengesellschaften unter dem Dach einer Deutschen Eisenbahn AG (DEAG) oder einer Holding werden. Das Bahnnetz soll auch Dritten geöffnet werden. Der Schönheitsfehler: der Zeitpunkt für den Zusammenschluß von Bundes- und Reichsbahn ist nach wie vor unklar. Ungeklärt ist auch der Abbau der Altschulden und die Grundgesetzänderung, die für eine Privatisierung der Bahn notwendig wäre. Zumindest für die Bundesbahn-Altlasten hat Kanzler Helmut Kohl eine Lösung versprochen.

Die Verwaltungsspitze der Deutschen Reichsbahn in Ost-Berlin hat die Lektion begriffen und setzt unterdessen ganz aufs Westen. Die von enormen Rückgängen im Güterverkehr geplagten Bahnmanager wollen das Personal nach Angaben des Vorstands von 210.000 auf 130.000 Bahner abbauen — bis Mitte des Jahrzehnts. Außerdem wollen sie von ihren 14.000 Kilometern Schienennetz nur 6.600 Kilometer ausbauen.

Als erste Schritte sollen bis Mitte 1992 im Güterverkehr ein gemeinsames Management sowie eine einheitliche Tarif- und Preispolitik mit der Bundesbahn aufgebaut werden. Acht moderne Güterverkehrszentren sind geplant. Im Personenverkehr wird ähnliches angestrebt. Wann es aber zur Angleichung der Fahrpreise kommen wird — in Ostdeutschland liegt der Kilometerpreis bei 12 Pfennig, im Westen bei 22,5 Pfennig — ist noch offen. Für einen Teil des Marktes kommt die Reform zu spät: Kleinunternehmer machen der Reichsbahn inzwischen das Geschäft im Nahverkehr streitig. 40.000 LKWs, teilweise aus der Konkursmasse der NVA erworben, tummeln sich auf diesem Markt. ten