Unbeheizte Zelte für Flüchtlinge

■ Bayerns Arbeitsminister will demnächst Asylbewerber in Bierzelten unterbringen

Nürnberg (taz) — Nach der Schließung der südbayerischen Anlaufstelle für Flüchtlinge in der Münchner Untersbergstraße wegen angeblicher „Seuchengefahr“ ordnete die Bezirksregierung von Oberbayern jetzt die Errichtung eines Zeltlagers für 250 Asylbewerber an. Neu ankommende Flüchtlinge werden ab heute in nicht beheizbaren Zelten in der Nähe des Olympiaparks untergebracht, bis sich die Situation in der Anlaufstelle wieder entspannt hat. Die Nachttemperaturen in München liegen derzeit zwischen 6 und 12 Grad. Die Bezirksregierung stellt jedem Flüchtling einen Schlafsack und drei Decken zur Verfügung, die Versorgung des Zeltlagers wird das Deutsche Rote Kreuz zusammen mit dem Technischen Hilfswerk übernehmen. Mit dieser Anordnung der oberbayerischen Regierung ist Bayerns Arbeits- und Sozialminister Gebhard Glück seinem Wunschtraum wieder einen entscheidenden Schritt näher gekommen. Seit Wochen geht Glück mit seinem Vorschlag hausieren, Flüchtlinge nach Ende des Oktoberfestes in den dortigen beheizbaren Bierzelten unterzubringen. Als Vorbild schwebt Glück das Vorgehen von Baden-Württemberg vor. Dort soll auf dem Stuttgarter Volksfestplatz, dem Cannstatter Wasen, ein Zelt für 500 Flüchtlinge errichtet werden.

Die Schließung der südbayerischen Anlaufstelle hatte in dem nordbayerischen Sammellager Zirndorf zu hoffnungsloser Überlastung und zu einem Konflikt zwischen der dortigen CSU-Landrätin und ihrer Parteikollegin, der bayerischen Sozial- Staatssekretärin Barbara Stamm, geführt. Die Flüchtlinge, die zwischenzeitlich in einem Münchner Katastrophenschutzbunker untergebracht wurden, müssen am Wochenende der Einsatzzentrale für etwaige Katastrophenfälle auf dem Oktoberfest weichen. Deshalb sah sich die Regierung Oberbayerns zum Handeln gezwungen und stellte das Grundstück für das Zeltlager zur Verfügung. Die Stadt München selbst hält sich bedeckt. Oberbürgermeister Kronawitter hatte erst am Dienstag publikumswirksam die Verfügung einer Haushaltssperre für die Stadt mit der Frage der Asylbewerber verknüpft. Er will den Freistaat „zwingen und drängen“, die Kosten für städtische Unterkünfte samt der Betreuung der Asylbewerber zu übernehmen, um die angespannte Haushaltslage der Stadt zu entlasten. b.s.