Furchtbar, furchtbar laut

■ Rausch aus Köln dröhnte in Bremen / Nachbarkino und Straße beschallt

Es ist immer schön, über ein Ereignis zu berichten, das so noch nicht stattgefunden hat. Es geht um ein Nacht-Konzert in der Schauburg. Das Kölner Quintett Rausch hatte sich angesagt, ab 23 Uhr sollte es losgehen, und knapp dreihundert BesucherInnen hatten sich auch eingefunden. Es hätte also alles sehr nett werden können.

Wurde es aber nicht. Zunächst mußte das geneigte Publikum fast eine Stunde länger ausharren als angekündigt. Der Hauptfilm im Kino hatte satte Überlänge. Das wußte zwar der Rezensent, aber selbst der Konzertveranstalter war von den Socken. Entsprechend waren die Luftverhältnisse im Saal. Als dann gegen Mitternacht die ersten Töne erklangen, riß es einem fast die Ohren vom Schädel. Das war nicht nur laut, das war nicht allein betäubend, körperverletzend kommt der Lautstärke am nächsten. Journalistisches Arbeiten geriet zu einem musikalischen Frontaufenthalt — soweit der Krach überhaupt als Musik zu definieren war.

Das tonale Sperrfeuer hatte auch seine komischen Seiten. Eine Gruppe junger Leute scherte sich um gar nichts und beschloß, vor der Bühne Party zu feiern. Gut gelaunt schwangen sie die Glieder und vermittelten zumindest der Band, daß es sich um ein hinreißendes Konzert handelte. Andere, die sich ohnehin ihrer Gesundheit zuliebe im hinteren Teil des Saales aufgehalten hatten, wechselten einfach zu „A Fish Called Wanda“ und „Das Leben des Brian“ im kleinen Kino nebenan. Die Probe auf's Exempel machte sofort klar: Der Fußboden vibrierte, und ein sonores Rumpeln begleitete dort die Filmvorführung. Selbst ein kurzer entlastender Spaziergang auf die nächtliche Straße vor dem Kino änderte wenig an der Lautstärke- Belästigung. Auch draußen bekamen die Passanten ihr Fett weg.

Eine profunde Musikkritik zu schreiben, ist schlicht unmöglich. Viel Rock'n'Roll-Gitarre war da zu vernehmen, ein paar kurze Punk-Versatzstücke und die Stimme eines Herrn Peter Sarach, der sich redlich bemühte aufzufallen, letztendlich aber scheitern mußte. Einige Probleme mit der Technik gab's auch noch, die einige BesucherInnen nutzten, um zu streiten, ob sich Rausch nun anhöre wie Pink Floyd oder Velvet Underground. Mit Sicherheit kann das niemand sagen, der Anleihen waren es bestimmt viel mehr und überhaupt: Das war doch sowieso egal. Deaf J.F.