Sparkasse drohte Umweltinitiativen

■ Nicht nur das Überseemuseum, auch das Bremer Verkehrsbündnis wurde unter Druck gesetzt

„...einige von Ihnen bitten die Sparkasse regelmäßig um Spenden...“

Der von den Sparkassen-Vorständen Ulrich Nölle (CDU) und Friedrich Rebers (SPD) an das Bremer Überseemuseum gerichtete Erpressungsbrief (die taz berichtete ausführlich am Samstag) war kein Einzelfall. Genau einen Monat nach der schriftlichen Drohung, dem Überseemuseum Spendengelder zu entziehen, hat

hier bitte den

Sparkassen-Brief

der Sparkassen-Vorstand auch versucht, das Bündnis Bremer Verkehrsinitiativen unter Druck zu setzen.

„Es mißfällt uns nachhaltig, daß Sie pauschal 'die Wirtschaft' als Gegner einer vernünftigen Verkehrspolitik darstellen“, schrieben die Sparkassen-Vorstände Rebers und Frick am 27.2.91 an das Verkehrsbündnis, mehrere Umweltorganisationen, Gewerkschaften und die Evangelische Kirche. „Einige von Ihnen bitten die Sparkasse regelmäßig um Spenden“, heißt es in dem Brief abschließend, „auch die Sparkasse gehört zu 'der Wirtschaft'. Wir wären dankbar, wenn Sie das bei künftigen Stellungnahmen bedenken würden.“

Doch die Sparkassen- Drohung bewirkte beim Verkehrsbündnis zunächst nicht den gleichen Gehorsam, den die Kulturbehörde und das Überseemuseum einen Monat zuvor an den Tag gelegt hatten. „Wir haben damals spontan überlegt, ob wir die Drohung veröffentlichen und zum Sparkassen-Boykott aufrufen sollen“, sagte gestern der Geschäftsführer des BUND, Joachim Seitz, gegenüber der taz. Der Umweltbeauftragte der Evangelischen Kirche und ehemalige SPD-Landesvorsitzende Herbert Brückner hatte bereits einen entsprechenden Antwortbrief an den Sparkassen-Vorstand formuliert.

Doch schließlich einigte mach sich auf eine mildere Form der Reaktion: Die Drohung blieb unveröffentlicht und schriftlich teilte das Bündnis der Sparkasse mit, daß eine Verurteilung der Wirtschaft „zu pauschal“ und nicht beabsichtigt gewesen sei. Sollte der Sparkassen-Brief jedoch als Drohung gemeint gewesen sein, „wäre das skandalös“, heißt es in der Antwort der Umweltinitiativen. Eine Reaktion darauf gab es von Seiten der Sparkasse danach nicht mehr.

„Ein Druckmittel sind die Spenden für uns sowieso nicht“, erklärte BUND-Geschäftsführer Seitz gestern. Seine Organisation bekäme pro Jahr nicht mehr als 500 bis 1.000 Mark von der Sparkasse — „nicht mehr, als wir schon vor 60 Jahren bekommen haben, nur daß es damals zehnmal soviel wert war“. Auch die anderen Mitgliedsgruppen des Bündnisses werden höchstens mit Kleinstbeträgen von der Sparkasse bedacht.

Eine Kündigung ihres Sparkassen-Kontos habe der BUND nach dem Drohbrief jedoch trotzdem nicht erwogen, sagte Seitz gestern: „Wir haben seit 70 Jahren unser Konto bei der Bremer Sparkasse. So eine Geschäftsbeziehung gibt man nicht ohne weiteres auf.“ Dirk Asendorpf