Polizei ohne Streß

Enkenbach-Alsenborn (afp/taz) — „Jetzt ballen wir die Faust ganz stark, daß wir die Muskeln in Hand und Unterarm ganz deutlich spüren“, sagt Elmar Herz mit sanfter Stimme. „Jetzt lösen wir langsam die Spannung der Hand, Finger für Finger.“ Der Meister spricht in einem leisen Singsang.

Die Szene spielt nicht etwa in einem indischen Ashram, sondern im verdunkelten Besprechungszimmer der Bereitschaftspolizei im pfälzischen Enkenbach-Alsenborn. Hier liegen neun Schutzmänner auf Schaumstoffmatten herum und üben sich in Streßbewältigung. Seit drei Jahren arbeitet Elmar Herz als Verhaltenstrainer im Anti-Streß-Programm für die rheinland-pfälzische Polizei. Ziel des Programms: Die Polizisten sollen lernen, mit den Konflikten ihres Berufsalltages besser fertig zu werden. Anstoß dafür gaben Erkenntnisse der Weltgesundheitsorganisation, die den Beruf des Polizeibeamten als äußerst streßbelastet eingestuft hatte. Das Training will langfristig das Verhalten der Beamten ändern, ihre Toleranz vergrößern und ihre Erregung zügeln.

Die Polizeibeamten stammen aus allen Teilen von Rheinland-Pfalz, aus verschiedenen Dienststellen und Dienstgraden. Ein Geheimnis des erfolgreichen Programms ist der besondere Rhythmus: eine Woche Training, dann zwei Wochen normaler Dienst, wieder eine Woche Training, zwei Wochen Dienst und zum Abschluß eine Woche Training. Die Beamten können so die Anti-Streß- Techniken sofort im Alltag testen.

Die Resonanz ist überaus positiv. Peter Schwartz von der Bereitschaftspolizei erzählt beispielsweise, er habe „Huddel“ mit seinem Chef. Früher habe er „sofort auf stur geschaltet“, wenn der ihm „blöd kam“. Heute forsche er erst mal nach den Ursachen der Mißtöne. Überhaupt enpfindet eine Mehrzahl der bisherigen Absolventen das Training als eine sehr große Hilfe im dienstlichen Umgang mit dem Bürger, aber auch für das Privatleben. Schwartz sagt: „Mein Frau ist auch begeistert. Die findet, daß ich nicht mehr so schnell hochgehe.“