Prächtiger Lavendel

■ “Perc meets the hidden Gentleman“ im Modernes

Vor etwas über einem Monat erschien Lavender, die neue Platte von The Perc Meets The Hidden Gentleman. Und schon jetzt geht das Duo aus Bremen und Berlin auf Tournee. Wollen jetzt die beiden Sound-Tüftler ihr neues Werk vorwärts promoten? Klar.

Das Konzert im nur mittelmäßig besuchten Modernes zeigte aber noch viel mehr. Wie angekündigt, waren Tom Redecker und Emilio Winschetti mit einer fünfköpfigen Band angereist. Und die Musiker legten los, als wenn ihnen jemand heimlich Kraftnahrung ins Essen geschüttet hätte. Ihr Vortrag war voll Power, Druck und Intensität. Warum sich das Lavender-Orchestra dabei so züchtig im Hintergrund der Bühne aufhielt, war nicht ersichtlich, waren es doch exzellente Könner.

Drummer Fränk Jelitto, eigentlich ein Hard-Core-Schlagzeuger, agierte sehr präzise und pointiert, auch wenn hier und da die Pferde mit ihm durchgingen. Das machte aber nichts, denn da war auch noch Gitarrist Jochen Schoberth, der es, hinter einem Boxenturm versteckt, immer wieder verstand, mit harten Riffs schnell das Stück an sich zu reißen. Wenn die beiden Masterminds und Frontmänner es zuließen und nicht gerade mit sonoren Stimmband-Akrobatiken für Spannung sorgten, verlor sich Schoberth in psychedelischen Wellenfiguren mit berauschendem Tiefgang.

Dramaturgisch war der Abend perfekt aufgebaut, mit einem ruhigen Mittelteil, Balladen und modernen Schlagern. Der Spaß am Spielen übertrug sich unmittelbar aufs Publikum und schwappte von dort aus zur Band zurück. Dieses Konzert war ein Highlight des ausgehenden Musik-Sommers — das zu sehen ist nicht mal die bremische Speckflaggen-Brille nötig. Dem Labelchef von Strange Ways, Lothar Gärtner, kann nur geraten werden: Mach' eine Live-Platte mit den Sieben, egal was es kostet. Cool J.F.