“Keine zweite Bronx im Viertel“

■ Initiative sieht neue Qualität der Gewalt

Der 17jährige hatte beim Frühstück Geräusche gehört und wollte nachsehen. Im Keller überraschte er zwei drogenabhängige Einbrecher, die eine Stereo-Anlage klauen wollten. Bei dem Versuch, die Flucht der Einbrecher zu verhindern, wurde der Junge von einem der Täter schwer mit einem Messer verletzt. Erst zwei Stunden später wird er hilflos aufgefunden.

Tatort Bauernstraße, Zeit: Donnerstag letzter Woche, morgens. Aus diesem Vorfall spinnen Anwohner der Bauernstraße ein Schauermärchen: „Jetzt werden schon unsere Kinder in den eigenen vier Wänden angegriffen“, erklärte Bodo Bilinski, Bauernstraßenbewohner und Mitglied einer Bürgerinitiative, die sich um die Sicherheit ihres Wohngebietes sorgt. Bilinski hat gleich ein Flugblatt gedruckt, auf dem der Vorfall dramatisiert wird. „Zwei ... Junkies griffen ihn (den Jungen) mit Messern an, die er mit seinen bloßen Händen abwehren wollte... Die Angreifer ließen ihn in seinem Blut liegen und verschwanden...“.

20 Anwohner trafen sich gestern spontan und gingen zum Innensenator, um dem ordentlich den Marsch zu blasen. Der Senator verdrückte sich aber, und so hielt der neue Abteilungsleiter „Sicherheit und Ordnung“ beim Innensenator, Horst Heyn, den Kopf hin. Er ist erst vier Monate im Amt und hat noch Geduld.

„Südamerikanische Verhältnisse“ prophezeien die aufgeregten Bürgerinnen und Bürger dem Sicherheitschef, private Bodyguards, Zäune, Mauern, Stacheldraht. Wenn nicht bald etwas geschehe, degeneriere das Viertel zu einer zweiten Bronx. Hilfsangebote für Abhängige ja, auch teuer dürfen sie sein, aber nicht mehr im Viertel. „Eine einzige Heroinküche“ sei beispielsweise der Parkplatz hinter dem Haushaltswarengeschäft Caesar, man könne dort, erklärt einer zynisch, alle möglichen Formen des Einstichs im Detail beobachten.

Ergebnis des Gespräches: Ein Termin beim Innensenator am 2. Oktober. mad