„Die weibliche Naive“ im Krieg

■ Frauenwoche: Friedensfrauen auseinandergenommen

Frauenwoche mit HintergrundFoto: Almut Bölitz

Die bundesdeutsche Friedensbewegung — Männer wie Frauen — hat schon während des Golfkriegs Schläge einstecken müssen. Tüchtig ausgeteilt wurde von Helmut Kohl bis Wolf Biermann. Gestern bekam der auf Frauen bezogene Teil dieser Friedensbewegung noch gesondert sein Fett ab. Denn am zweiten Tag der Bremer Frauenwoche rechneten gleich mehrere Referentinnen mit den „Friedensfrauen“ ab. So die Friedensforscherin Ilse Petry, die sich fragte, „ob reiner Frauenwiderstand Sinn macht“. Auf eine natürliche Friedfertigkeit könnten Frauen sich bekanntermaßen nicht berufen. Ilse Petry: „Wir müssen uns diese weiblichen Gewaltformen nur genauer ansehen. Wie ist das zum Beispiel, wenn eine Mutter zu ihrem Kind sagt: 'Warte nur, bis der Papa nach Hause kommt.'“

Ulrike Baureithel, Redakteurin der Berliner Wochenzeitung „Freitag“, stieß in das gleiche Horn. „Angstgeborener Aktivis

mus“ habe die Frauen bewegt: „Unsere Rolle war die der weiblichen Naiven. Als Friedensengel waren wir das schlechte Gewissen des Patriarchats. Was uns auf

die Straße trieb: Geben wir es zu. Wir meinten unser eigenes Leben.“ Bester Beweis: Gegenwärtig gebe es weltweit immerhin 36 Kriege, davon den jugoslawischen direkt vor der deutschen Haustüre, doch die Friedensfrauen blieben stumm. Zudem sei der Lebensbegriff der Friedensfrauen sehr ähnlich dem, den LebensschützerInnen benützten.

In der anschließenden Diskussion bekannte sich keine der 75 Zuhörerinnen (im viel zu großen Hörsaal „AudiMax“) zu ihrer Vergangenheit als Anti-Golfkriegs-Demonstrantin. Auch schien keine bei der kritisierten Frauenaktion „Scheherazade“ mitgemacht zu machen. So entspann sich nur eine Debatte darüber, ob die Metapher „Krieg“ auf den „Geschlechterkrieg“ im Alltag angewandt gehöre. Aida Bagic, aus Kroatien angereist, machte den müßigen Gedankenspielen ein Ende. „Ich habe bis vor kurzem auch gedacht, daß der wirkliche Krieg den geschlagenen Frauen geschieht. Aber seit ein paar Wochen denke ich anders.“ Sie war es auch, die ihre deutsche Schwestern erinnerte an eine wichtige Vorbedingung: „Um über den Frieden reden zu können, müssen die Bomben still sein.“ Barbara Debus