Versinken Busse vorm Brandenburger Tor?

■ Über U-Bahn-Schächten ist der Asphalt bröckelig/ Bauverwaltung prüft, ob Busse das Tor passieren können/ Polizei hat gegen Öffnung Vorbehalte

Berlin. Bleibt am 3. Oktober das Brandenburger Tor zu? Der Asphalt um das Tor soll jedenfalls so bröckelig sein, daß die schweren BVG/ BVB-Busse in die darunter liegenden Kabel- und U-Bahn-Schächte sinken könnten. Dies befürchtet Dorothee Dubrau, Baustadträtin von Mitte. Linienbusse wiegen etwa zwischen 15 und 20 Tonnen, Gulli-Deckel sind für eine Belastung von bis zu 50 Tonnen ausgelegt. Ob auch die Straßendecke vor dem deutschen Wahrzeichen dieses Gewicht aushält, prüft derzeit die Bauverwaltung. Aus der Verkehrsverwaltung hieß es gestern, daß heute die Ergebnisse der Untersuchung vorliegen sollen. Dubrau hatte bereits vor Wochen vor dem unsicheren Untergrund gewarnt.

Die Baustadträtin forderte gestern erneut, daß vor einer Öffnung des Tores auch geprüft werden müsse, welche Auswirkungen der Busverkehr auf das Denkmal hat. Es könne nicht angehen, das Tor zu öffnen, es zerbröckeln zu lassen und erst auf Grund der Schäden wieder zu schließen. Der Senat habe mit seiner voreiligen Entscheidung den Bezirk außerdem »überfahren«. Mitte hatte sich einstimmig gegen die Öffnung ausgesprochen.

Die Polizei scheint trotz der fragwürdigen Bodenverhältnisse guten Mutes zu sein. Sie kündigte an, daß Busse und Taxen ab 3. Oktober auf einer Sonderspur das Tor durchfahren können. Beim Durchfahren werde nur Tempo 10 erlaubt. Die Ordnungshüter haben hinsichtlich der Öffnung aber dennoch erhebliche Bedenken. Es werde in den ersten Tagen zwar verstärkte Kontrollen geben, um alle unbelehrbaren Schwarzfahrer von dem Erlebnis abzuhalten, das Jahrhundertbauwerk mit dem Auto zu passieren, sagte ein Polizeiverantwortlicher gegenüber der Nachrichtenagentur 'adn‘. Doch auf die Dauer seien die Kontrollen personell nicht durchzuhalten und uneinsichtige Autofahrer nicht aufzuhalten.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) appellierte gestern an alle Mitglieder des Abgeordnetenhauses, für die Erhaltung des Fußgängerbereiches am Brandenburger Tor einzutreten.

Weil die Polizei nicht dauerhaft für wirkungsvolle Kontrollen garantieren könne, sei zu erwarten, daß das Tor zu einer gewöhnlichen Durchfahrtsstraße werde. Das Symbol der deutschen Einheit sei Ziel unzähliger Spaziergänger und Besucher aus dem In- und Ausland. Sie alle kämen, um ein Denkmal zu besichtigen, und nicht, um an einer lärmenden Verkehrslawine zu verweilen.

Auf ihrer gestrigen Fraktionssitzung diskutierte auch die SPD über die Öffnung des Tores. Bis Redaktionsschluß hatten die Abgeordneten noch nicht entschieden, ob sie sich für oder gegen die Öffnung aussprechen werden. Nach Meldungen von 'adn‘ soll selbst im Senat die Öffnung umstritten sein. diak