Fielmann-Verleumdung: Und Optiker Krane soll noch einiges dazubezahlen

■ Nach der Bußgeldzahlung des Prozeßgegners „mindestens sechsstelligen Schadensersatz“ angekündigt

Berlin (taz) — Als „faktisches Schuldanerkenntnis“ wertet der Hamburger Brillenhändler Günther Fielmann, daß sein Kontrahent, der westfälische Optiker Franz-Josef Krane, am Montag ein Bußgeld von 40.000 DM bezahlt hat. Damit fiel die für gestern angesetzte Hauptverhandlung aus, mit der geklärt werden sollte, ob Krane der Verfasser eines anonymen „Fielmann-Mitarbeiterbriefes“ ist, der vor zwei Jahren in der Branche für erhebliches Aufsehen gesorgt hatte. „Er wird nicht billig davonkommen“, kündigte Günther Fielmann gegenüber der taz an. Krane solle nun auf „mindestens sechsstelligen Schadensersatz“ verklagt werden.

Der Brief war 1989 anonym an Medien und Geschäftspartner Fielmanns verschickt worden. Tenor: Die Handelskette stehe kurz vor dem Untergang. In jenem Jahr waren die Umsätze der Branche dramatisch eingebrochen, weil nach dem Kostendämpfungsgesetz die Krankenkassen nur noch die Hälfte der Brillenfassungen bezahlten. Zugleich eröffnete Fielmann, der mit seinem „Nulltarif“ für Kassenbrillen das Gewerbe schwer durcheinandergewirbelt hatte, auch in Westfalen einige Niederlassungen und eröffnete damit den Konkurrenzkampf gegen Krane. Der besaß dort bis 1988 rund 25 Optik-Geschäfte, hatte für angeblich 30 Millionen DM einen 75-Prozent-Anteil an den Bielefelder Handelskonzern AVA verkauft und arbeitete weiter als Geschäftsführer der AVA-Krane-Optic.

Nach Fielmann-Angaben — die Gegenseite war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen — begann Krane nun eine Diffamierungskampagne. Demzufolge verschafften sich Krane-Beauftragte per Rechtsbruch vertrauliche Fielmann- Unterlagen und spielte manipulierte Auszüge daraus einigen Journalisten zu. In dem angeblichen Mitarbeiter- Brief schließlich wurde eine nahende Katastrophe bei Fielmann behauptet.

Aus Branchenkreisen, so Fielmann, habe er aber einen Hinweis auf die Krane-Urheberschaft bekommen. Anschließend bekamen die von Fielmann beauftragten Detektive ordentlich zu tun: Sie kauften das von einem Entsorgungsunternehmen durchgeschredderte Krane-Papier. In wochenlanger Kleinarbeit, so Fielmann, fügten die Detektive Zigtausende von schmalen Papierstreifen zusammen. Heraus kamen allein fünf Entwürfe des anonym verbreiteten Briefes. Daraufhin wurden Wohnungen und Geschäftsräume Kranes durchsucht. Dabei wurden auch Schreibmaschinen gefunden, die für die Briefe verwendet wurden.

Fielmann selbst räumt ein, daß ihm der Skandal eher genützt als geschadet hat: „Krane hat uns auch geholfen, die Firma steht wunderbar dar.“ In Rechnung gestellt werden sollen Krane jetzt nicht nur Anwalts- und Detektivkosten von rund 400.000 DM. Wie die Hornissen seien nach dem Brief die Head-Hunter in seine Hamburger Zentrale eingefallen, um Topmanager abzuwerben, die in langen, teuren Sitzungen erst wieder davon überzeugt werden mußten, daß sich eine Weiterarbeit für Fielmann lohne. Und dann seien da noch die Extra-Schulungskosten, die in den rund zwei Dutzend Optikgeschäften, die Fielmann in jenem Jahr übernommen hatte, angefallen seien — Motivationstraining sei nach dem Brief dringend nötig gewesen. O-Ton Fielmann über solcherart erhöhten Schaden: „Ich sehe das sportiv.“ diba