Zuschauen, Entspannen

■ „Comedy Street“, Mo., 21.00 Uhr, ARD

Seine Freunde nennen ihn den Howard Hughes des Hessischen Rundfunks. Und seine Feinde schicken Joachim Filser schmutzige Unterwäsche mit der Post. Der Unterhaltungs-Chef hat es nicht leicht. Aber er macht es sich auch nicht leicht. Filser fährt eine Humorschiene, die als sozialdemokratische Anarchie in der Medienlandschaft ihren Platz zwischen der feinsinnig-linken Subversion eines Loriot oder Poldt und der brachial anbiedernden Volkstümlichkeit von Otto und Dieter Hallervorden (CSU-Bierzelthumor) anzusiedeln ist. Von Filser projektierte Sendungen wie Sketchup oder Queens Palace fanden mit der Zeit kleine aber begeisterte Fangemeinden. Zu klein, um im Kampf gegen die Privaten dauerhaft Sendeplatz zu belegen. Mit dem neuen Projekt Comedy Street wurden wenigstens 15 Prozent Einschaltquote anvisiert. In einer Straßenkulisse, die wie eine Mischung aus Rotlichtviertel und Robin Hoods Sherwood Forest ausschaut, moderierten das Newcomer-Duo Constanze Harpen und Karin Müller-Elmau. Das bewerkstelligten sie zumindest lockerer als ihre Selbstdarstellung während einer Vorabpräsentation der Comedy Street in den Wiesbadener Taunus- Studios. Bereits vor ein paar Wochen wurden dort Journalisten drei der ausgestrahlten Sketche vorgeführt. Gelacht hat damals keiner. Es war wie bei einer Beerdigung des öffentlich-rechtlichen Humors. Alle schwiegen betreten. Diese Komödienstraße, dachten wohl alle, ist eher eine Straße der Verdammnis.

Filser erläuterte das Konzept so, daß der Humor an amerikanische „Sitcoms“ angelehnt sei und daher nicht auf Pointen abziele, sondern auf bestimmte Bilder. Man muß sich also umstellen beim Lachen. Wer auf Pointen wartet, kapiert den Witz nicht. Gut. Aber die erwähnten „Bilder“ waren auch nicht gerade komisch.

Man müsse sich, beharrte Filser, das eben abends vor dem Fernseher vorstellen, mit hochgelegten Füßen und Nüßchen und Bier. Gut. Jetzt lief Comedy Street im Fernsehen. Einige bessere Sketche waren zugegebenermaßen dabei. Auch die Maskenbildner leisteten ganze Arbeit, um die beiden Moderatorinnen auf groteske Art zu verwandeln. Doch der Grundeindruck bleibt. Das Bier hat nicht geholfen. Und von den vielen Nüßchen ist meine Zunge pelzig wie eine Fuchs-Stola. Woran liegt es?

Der hölzerne Versuch, mit anarchischer Ausgeflipptheit zu kokettieren, wird von knatterchargierenden schauspielerischen Versuchen immer wieder zu uncool, zu überdreht und zu gewollt rübergebracht. Da müssen bessere Akteure her, einerseits. Und wenn man anderereits schon mit ruppigen Entgleisungen des sogenannten „guten Geschmacks“ liebäugelt, dann darf man die entsprechenden Sketche nicht mit so viel Leerraum rüberbringen, den die Schauspieler erfolglos mit blödem Herumgehampel zu füllen versuchen. Mit anderen Worten: zu wenig Substanz. [mit noch anderen worten: es war eine zumutung. d.k.in] Der Humor fährt auf dieser Comedy Street leider mit angezogener Handbremse. Manfred Riepe