Im Stadtzentrum soll es möglichst idyllisch zugehen

■ Bürgerinitiative Westtangente stellt Konzept für ein autofreies Berlin-Mitte vor

Mitte. Berlins Mitte soll nach den Vorstellungen der Bürgerinitative Westtangente weitgehend autofrei werden. Ein entsprechendes Konzept stellte deren Sprecher und Mitbegründer, Norbert Rheinländer, am Mittwoch abend auf einer Diskussionsveranstaltung vor, zu der die Fraktion Bündnis 90/Grüne und die Bürgerinitiative Spandauer Vorstadt eingeladen hatte.

Nur wenige Hauptverkehrsstraßen sollen nach dem Konzept überhaupt noch befahren werden können. Der Durchgangsverkehr soll aus dem Bereich Mitte und westlicher Tiergarten ganz herausgehalten werden.

So zum Beispiel die Leipziger Straße: Statt der zweimal zehn Meter breiten Fahrbahn würden je 3,25 breite Fahrstreifen ausreichen, sagte Rheinländer. Der restliche Platz könnte für Geh- und Radwege, eine Straßenbahntrasse und Bäume verwendet werden. In kleineren Straßen gebe es ein absolutes Fahrverbot für Privatautos. Der Sprudelwasserkasten vom Supermarkt, so Norbert Rheinländer, müsse dann eben von einem Lieferservice vorbeigebracht werden.

Gleichzeitig mit der Eindämmung des Individualverkehrs müßte dann der öffentliche Nahverkehr und besonders auch die Straßenbahn ausgebaut werden. Eine Tram Unter den Linden sowie durch den Tiergarten wäre die am schnellsten zu realisierende Strecke.

Zudem sollen nach den Vorstellungen der BI in ganz Berlin Radrouten parallel zu den Hauptverkehrsstraßen angelegt werden: Dann bräuchten sich die Radfahrer nicht mehr dem Gestank der Autos auf den Hauptstraßen auszusetzen, sondern könnten diese auf den Seitenstraßen überholen.

Senatsvertreter Karlheinz Wuthe, Abteilungsleiter für Stadtplanung im Stadtentwicklungssenat, störte diese Utopie etwas: »Man braucht sehr viel Geld und Zeit«, meinte er.

Doch da mußte Michael Cramer, verkehrspolitischer Sprecher der AL, widersprechen: »Es fehlt nicht an Geld und Zeit, sondern am politischen Willen.« Und er rechnete vor, wie der Zaster zu bekommen sei: 750 Millionen Mark bringt's pro Jahr, wenn alle Autofahrer nur noch mit einer Umweltkarte der BVG in den inneren S-Bahn-Ring fahren dürfen. Kommen dann noch 400 Kilometer Busspuren hinzu, gibt's nochmals etwa 400 Millionen, weil der Busfahrer nicht mehr für das Stehen im Autostau bezahlt werden müsse. ro