Keine Einigung zwischen Irak und UNO

■ Die 44 UNO-Inspekteure, die auf einem Parkplatz in Bagdad festgehalten werden, sorgen weiter für diplomatische Aufregung und Säbelrasseln/ Kuwait spricht von der Möglichkeit eines irakischen Angriffs und ergreift „vorbeugende Maßnahmen“

New York (ap) — Berichte des Mittwochabends über den Durchbruch zu einer Beilegung des jüngsten schweren Konflikts zwischen der UNO und der irakischen Regierung haben sich gestern als verfrüht erwiesen.

Irak deutete zwar ein erstes Einlenken an, stellte dabei aber Bedingungen und setzte den Vereinten Nationen eine Frist. Der Leiter des UNO-Teams, das seit Dienstag morgen in Bagdad festgehalten wird, meldete im Laufe des Tages, die Lage habe sich nicht verändert.

Die 44 Inspekteure, die in sechs Personenwagen und einem Bus auf einem Parkplatz beim Gebäude der irakischen Atomenergiekommission belagert werden, waren gestern nachmittag weiterhin von zahlreichen Sicherheitskräften umstellt. Ihr Leiter, der Amerikaner David Kay, berichtete, die Lage „hat sich überhaupt nicht geändert“. Im Mittelpunkt des Konflikts stehen die Dokumente, die die Fachleute bei der Atomenergiekommission sichergestellt haben und die das irakische Atomwaffenprogramm betreffen sollen. Irak verlangte bisher ihre Herausgabe.

Am Mittwoch hatte der irakische UNO-Botschafter Abdul Amir el- Anbari in einem Brief an den Vorsitzenden des Weltsicherheitsrates, Jean-Bernard Merimée, ein gewisses Einlenken seiner Regierung angekündigt, so daß der britische UNO- Botschafter Sir David Hannay schon von einer Lösung des Problems sprach. Aus der Übersetzung des Briefes ergab sich dann, daß Irak vorschlug, Rolf Ekeus, der Chef der UNO-Sonderkommission für die Ermittlung und Vernichtung der irakischen Massenvernichtungswaffen, solle in Bagdad selbst über eine Beilegung des Konflikts verhandeln. Wenn er nicht binnen 48 Stunden kommen könne, dann bestehe Irak darauf, daß die irakische Seite und die UNO-Inspekteure gemeinsam alle sichergestellten Dokumente und die Fotoaufnahmen, die gemacht wurden, katalogisiere, ehe die Beauftragten der UNO dieses Material mitnehmen könnten.

Ein UNO-Sprecher in Wien sagte im Laufe des Tages, die Inspekteure in Bagdad hätten ihre Fahrzeuge verlassen und in ein Gebäude gehen können, um dort mit den Arbeiten am Katalog zu beginnen. Kay berichtete aber kurz darauf, daß sich nichts geändert habe, und fügte hinzu: „Ich wäre nur zu glücklich, wenn wir in das Haus gehen und die Bestandsaufnahme beenden könnten.“

Die USA hatten wegen der wachsenden Spannungen im Verhältnis zum Irak am Mittwoch mit der Verlegung von 100 Patriot-Raketen und von 1.300 Soldaten aus Stützpunkten in Deutschland nach Saudi-Arabien begonnen. Kuwait ergreift unterdessen „vorbeugende Maßnahmen“ für den für möglich gehaltenen Fall, daß der Irak bei einer amerikanischen Intervention zu einem Gegenschlag ausholen sollte, wie Verteidigungsminister Scheich Ali el Sabah am Donnerstag sagte. Amerikaner, die in dem Emirat leben, berichteten, sie hätten sich an ihre Botschaft gewandt und den Bescheid bekommen, daß kein Grund zu Befürchtungen bestehe und daß keine Evakuierungen geplant seien.