„Lieber Klaus“ steht vor der Ampel

■ Wahlspekulatius am Tag davor: Wer mit wem und wieviel, das ist hier die Frage

Der „liebe Klaus“ (geb. Wedemeier), Alleinunterhalter der Landesregierung und Wahlkämpfer der SPD, hat die Pferde gewechselt. Vor Monaten setzte er noch eindeutig auf die FDP als Koalitions-Junior, nun hat er umgesattelt. Gründe dafür gibt's mehrere: Den Jäger mag er nicht, die FDP droht zu schwach aus der Urne hervorzugehen, und in der eigenen Partei würde es am grünen Rande gefährlich bröckeln.

Der „liebe Klaus“ ist umgeschwenkt, am letzten Sonntag haben es alle, die lesen können, mit dem Weser-Report im Briefkasten gefunden: Der — neben „Klaus“ — größte Kopf auf der vierseitigen SPD-Werbung gehört dem Uni-Ökononomen Rudolf Hickel. Ein „grenzenloser Opportunist“, schimpft der SPD- Kanaler Dieter Klink. Finanzsenator Claus Grobecker redet mit ihm nicht mehr, seit er erst zusagte, Staatsrat unter Grobi zu werden, dann aber absagte und den Senator im Regen stehen ließ...

Und nun das! Grobecker sitzt seitdem auf gepackten Koffern zur Landeszentralbank in Hannover, Hickel steht ab Sonntag abend 18 Uhr für Rot-Grün vor der Kamera.

Nur wenn die SPD ganz deutlich einbricht, dann könnte die heimliche Wunschkombination des „lieben Klaus“ zum Zuge kommen: die Ampel. FDP für die Bonner Staatsraison, Grün für die Genossen im Unterbezirk Ost. Am Freitag noch hat der Brandenburgische Ministerpräsident Stolpe seinem Bremer Kollegen erklärt, wie sowas funktionieren kann. Ein starkes Abschneiden der rechten Gruppierungen würde die Ampelkoalition auch staatspolitisch sinnvoll erscheinen lassen.

Einziger Pferdefuß: Ein deutlicher Einbruch des „lieben Klaus“ würde sein Image ramponieren. Aber niemand steht in den Startlöchern, um Wedemeier zu beerben. Scherf hat sich jahrelang zu klein gemacht und hinter dem Rücken des ersten Bürgermeisters versteckt, sein Profil ist abgewetzt. Dittbrenner, vor vier Jahren mit starken Worten oben auf, hat sich übernommen und wartet nur noch die paar Monate, bis Egon Kähler in Rente geht und der Geschäftsführerposten bei der 'Bremischen' frei wird.

Ein auswärtiger Konkurrent ist nicht zu befürchten. Welcher SPD-Mann mit Profil will schon den „lieben Klaus“ verdrängen, um Präsident der leeren Senatsbarkasse zu werden? Rosi Roland