PORTRAIT
: Vom Reformer zum Rechtspopulisten

■ Der CDU-Abgeordnete Ekkehard Wruck galt lange als liberaler »Reformer«/ Wandlung unter Rot-Grün

Berlin. Er protestierte gegen Hausbesetzerkarteien, die Heinrich Lummer als Innensenator 1983 anlegen ließ, forderte 1986 seine eigene Partei auf, Spenden des Bauunternehmers Kurt Franke freiwillig zurückzuzahlen und warnte ein Jahr später vor »Rechtsaußen-Kräften« in den eigenen Reihen. Der 48jährige Rechtsanwalt und CDU-Abgeordnete Ekkehard Wruck galt unter Christdemokraten stets als »Reformer«.

Wruck sei als Vorsitzender des Ausländerausschusses stets einer gewesen, »mit dem man reden kann«, erinnert sich der SPD-Abgeordnete Eckhardt Barthel. Erst als die CDU/ FDP-Koalition Anfang 1989 abgewählt wurde, der rot-grüne Senat die Macht übernahm und die CDU Wruck zu ihrem ausländerpolitischen Sprecher machte, stellten Freund und Feind eine deutliche Wandlung des Abgeordneten fest. »Der knallte da rein wie von der Tarantel gestochen«, erinnert sich Barthel. Berlin werde zum »Mekka für Straftäter«, polemisierte Wruck gegen die rot-grüne Ausländerpolitik. Und schon damals hatte der CDU- Mann keine Angst vor falschen Vergleichen: Dem AL-Parlamentarier Bernd Köppl schleuderte er im September 1989 das Kurt-Schumacher- Zitat vom »rotlackierten Faschisten« entgegen. Mittlerweile ist die CDU wieder an der Regierung. Wruck jedoch fällt das Ablegen der Oppositionsrolle offensichtlich schwer. Erst kürzlich mußte sich CDU-Fraktionsgeschäftsführer Volker Liepelt persönlich in den Ausländerausschuß bemühen, um seinen Parteifreund in einer eher peripheren Frage — es ging um eine Bundesratsinitiative für das Bleiberecht von Roma — zu einem Kompromiß mit der SPD zu bewegen. Seiner Tirade gegen die »NS- Brut« in der AL-Fraktion setzte Wruck gestern noch eins drauf. Er sei nun mal der Meinung, so der CDU-Abgeordnete zur taz, daß Kinder nationalsozialistischer Kriegsverbrecher — wie die ehemalige AL- Abgeordnete Hilde Schramm — »nicht in ein deutsches Parlament gehen sollten«. Er würde es »lieber sehen«, wenn Kinder von Widerständlern im Parlament vertreten seien. hmt