Der Körper als letzte Konstante

■ Was treibt den Sportler um: Wertewandel im Freizeitverhalten hier bitte das Foto des Waldläufers

Wohin läuft der Freizeitsport?Tristan Vankann

An der Universität Oldenburg fand in der letzten Woche der diesjährige Sportwissenschaftliche Hochschultag mit dem Schwerpunkt Bewegung, Freizeit, Gesundheit statt. Die taz sprach mit Dr.Christian Wopp, Mitorganisator und Beauftragter für Spiel- und Bewegungskonzepte an der Uni Oldenburg, über einen Wertewandel im Sport.

taz: Auf der Tagung war viel die Rede von einem gesellschaftlichen Wertewandel, der sich auf das sportliche Freizeitverhalten auswirkt. Wie äußert der sich?

Christian Wopp: Man beobachtet eine Zunahme individualistischen Sporttreibens wie Joggen und Fitneß. Traditionelle Sportarten in Gruppen treten zurück und das soziale Moment organisiert sich neu, wird auch bewußt inszeniert, etwa durch Bars in Fitneßstudios. Vereine bieten offensichtlich keine ausreichende soziale Geborgenheit mehr.

Der Präsident des Deutschen Turnerbundes, Jürgen Dieckert, spricht von einem ungebrochenen Vereinsboom.

Es gibt Stagnationen bei den Jugendlichen bis zu den Mitdreißigern. Lediglich bei älteren Erwachsenen ist im Zuge zunehmenden Gesundheitsbewußtseins eine steigende Vereinsaktivität zu verzeichnen. Einen Boom im Sport gibt es allein. weil alles, was sich bewegt, kreucht und fleucht mittlerweile als Sport definiert wird.

Kommt eine neue Bodywelle und bietet Fitneß ein Identitätskonzept?

Setzen wir einen Wertewandel voraus und den Mangel neuer Bezugssysteme, bleibt der Körper als letzte sichere Konstante, die als total gesetzt wird.

Welches Bewegungskonzept halten Sie gegen die neue Körperbetonung?

Ich definiere Sport als Spiel- und Bewegungskultur, die es gilt, im täglichen Leben zu verankern. Heutzutage „geht man“ ja eher zum Sport, ins Studio. Und: Was im alternatiben Bewegungsbereich stattfindet. sollte vor allem vor dem Zugriff der klassischen, leistungsbezogenen Sportwissenschaft und ihr Instrumentarium geschützt werden, da sich sonst keine eigenständige Kultur entwickeln kann. Fragen: Marijke Gerwin