Turnschuh-Summertime

■ Der Theater-Jugendclub spielte frei nach Shakespeare „Nur eine Sommernacht“

So, so, nur eine Sommernacht vom ganzen Traum. Also gar kein echter Traum mit wabernder Waldgötter Weben? Nein, ein falscher mit Zirpen von der Samba- Gruppe.

Nehmen wir aus Shakespeares Sommernachtstraum , 1600, die Nacht, dachte sich der Jugendclub des Bremer Theaters unter Regisseur Lutz Gajewski, das paßt auch gut zum Brauhauskeller und seinem steinernen Schlummer unterm Schauspielhaus. Dann destillieren wir aus der metanatürlichen Geschichte die Liebe der Liebe wegen, weil die Jugend schon immer mal wissen wollte, was Liebe heißt und wo sie angesiedelt ist. Im Sommernachtstraum etwa, zwischen Sitte und Naturgewalt? Warum nicht?

Also ziehen vier nette Jugendliche flapsige Freizeitkleidung an und geben derart aktuell bezogen die vier netten Liebenden Hermia und Helena, Demetrius und Lysander. Wir, das Publikum, laufen ihnen auf Schaumgummi- Erdkrumen durch den Brauhaus- Kellerwald nach, eine Art Glühwürmchenhaufen mit den kleinen geliehenen Taschenlampen gegen's Allzudunkle. Und um uns herum, da lieben sie sich, und lieben sich nicht, und lieben sich, und Wunderblumen-Puck ist schuld und tanzt darob ekstatisch Jazz-Dance. Im Hintergrund trommelt brav dramatisch die Samba-Gruppe für den Spannungsbogen. Aber aus den ausgewählt dramatischen Sätzen Shakespeares dringt nur gut gemeinte Exaltation von den Fünfen bis zu uns.

Nein, kein blasser Schimmer vom alten Dämon Shakespeare, wo sich die Menschen, poetisch gebeutelt vom anarchischen Eros, erst wieder selbst bestimmen, wenn sich die Natur versöhnt in Form von Elfenkönig Oberon und seiner Titania. Die hier ja draußen bleiben mußten. So klumpt eine traumhaft beunruhigende Komödie zu einer traumlosen Nacht, und ein paar große Worte werden klein gemacht. Gut, die Jugend hat ihre Spielfreude und soll sie haben, aber was haben wir? Wir haben ein Turnschuh-Kammerspielchen und die Ahnung, daß Liebe eine Himmelsmacht zwischen Flora, Fauna und Erich Fried im Programmzettel ist. Claudia Kohlhase